„[D]as kirchen- und religionskritische „Punk-Gebet“, das die Frauenband Pussy Riot am 21. Februar 2012 in der Moskauer Erlöserkathedrale verrichtete – ist wiederholt im Licht der jurodstvo-Tradition gedeutet worden. Begünstigt wurde diese Deutung dadurch, dass die Frontfrau der Band, Nadežda Tolokonnikova, den „Punk-Auftritt“ als jurodstvo bezeichnete und ihre Gruppe in die Tradition der jurodivye stellte. In der Tat berichten die historischen und hagiographischen Dokumente oft von Störaktionen, die jurodivye in der Kirche begangen haben, um die Gläubigen aufzurütteln und die Missstände in Kirche und Gesellschaft zu entlarven. Diese Störaktionen ähneln dem „Punk-Gebet“ von Pussy Riot sowohl in phänomenologischer als auch in teleologischer Hinsicht […].“
Christian Münch: Das Jurodstvo im russischen Kulturkontext. Ein deutungsgeschichtlicher Überblick, in: Stefan Reichelt (Hg.), Narren in Christo. Über das Unorthodoxe in der Orthodoxie, Leipzig 2020, S. 47. [Ergebnisse der Fachtagung 2016 des Arbeitskreises „Kirche im Osten“. ]
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