Meine 0,02 €

Wirklich zur Ruhe kommt man ja seit Elon Musks Übernahme von Twitter nicht. Dabei hat sich aus Usersicht bisher eigentlich nichts geändert, außer dass die 2FA zwischendurch mal nicht funktioniert hat. Man könnte die Dinge also einfach abwarten, was allerdings schwerfällt, wenn sich der Big Boss aufführt, wie er sich eben aufführt.

Mein iPad im Splitscreen mit meinem Twitter- und meinem Mastodonaccount drauf. Daneben eine Tasse mit Vater und Sohn uas Rembrandts "Verlorenem Sohn" drauf (Jahreslosungstasse 2022 zu Joh 6,37). Dahinter ein Stein und dann eine kleine Laterne und ein halbmondförmiges Messingdings mit je einem brennenden Teelicht drin.

Ich persönlich war anfänglich sogar recht entspannt und bin es in gewisser Weise noch (siehe weiter unten):

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Lieutenant Uhura

Uhura auf dem schwarzweiß Foto im Jahr 1977, das ich als Ava verwende.

Nichelle Nichols
Lieutenant Nyota Uhura

28.12.1932 – 30.07.2022

Zwei Jahre, nachdem ich mein Handy im Jahr 2011 zerschlagen hatte, besorgte ich mir ein iPad mini und fing an zu twittern. Das war im Frühsommer 2013. Bis dahin hatte ich meinen Account kaum genutzt. Meinen Blog aktivierte ich 2015 wieder und ein neues Handy schaffte ich erst im Winter 2018 an.

Auf all diesen Schritten, eher nach vorn als zurück ins Internet und in die Welt, begleitete mich Lieutenant Uhura, deren Bild aus dem Jahr 1977 ich mir für den Neustart als Ava ausgesucht hatte. Seit dem trage ich den Ava mit großem feministischem Respekt und die Uhura wuchs mir jedes Jahr mehr ans Herz. Sie ist mir auch politisch ein Ansporn.

Heute wurde bekannt, dass die Darstellerin der Uhura, Nichelle Nichols, gestern gestorben ist. Ich erfuhr es, kaum dass das Endspiel der Frauen-EM zu Ende gegangen war. Ich verneige mich in Trauer und in Dankbarkeit.

Don’t think twice, it’s all right

Nachdem es hier länger ruhig gewesen ist, rollt es langsam wieder an und bevor es wieder anrollte, bin ich noch umgezogen. Weiterhin am Teutoburger Wald, aber nicht mehr der Süd-Ost-Rand, sondern eher mittendrin. Mehr gibt es nicht zu sagen, jedenfalls nicht hier, wer Bescheid weiß, weiß Bescheid. Nur noch das Umzugslied; man findet ja manchmal so Sachen, die passen einfach, aber nicht Pärchenkram, das war dann doch nicht gemeint. Jedenfalls aufstehen, Krönchen richten, weiter geht’s.

Honig im Garten

Sie saß auf dem Beifahrersitz und trug ein smaragdgrünes Sommerkleid. IMG_4328Wenn der Verkehr es zuließ, schaute ich heimlich zu ihr herüber. Sie hatte etwas Weiches, Entspanntes.
Wir kannten uns von Twitter. Dies war unser erstes Treffen und ich hatte fest vor, sie zu mögen.
Als ob sie meine Gedanken erraten hätte, sah sie mich an: „Mein Synagogenschlüssel ist eine Enttäuschung, nicht wahr, aber wenigstens mache ich etwas mit Finanzen.“ „Synagogenschlüssel, Finanzen?“ „Mein Synagogenschlüssel“, wiederholte sie und zeigte auf ihre Stupsnase. „Viel zu klein für eine Jüdin. Aber wenigstens mache ich etwas mit Finanzen, da passt es dann wieder.“

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Why me Lord?

Johnny Cash und Ray Charles in einem Country Gospel, den Kris Kristofferson 1972 komponiert hat. Besser geht’s fast gar nicht mehr. Außer vielleicht Ray Charles, gemeinsamer Lieblingssänger meines Vater sel. und von mir. Ich habe Ray Charles sogar noch live gehört, 1988 oder 1989 in Den Haag. Er begann wie immer mit Georgia und ich hab geheult, weil ich es so unfasslich fand, ihn auf der Bühne zu sehen. Hach!

Der Oberstaatsanwalt

In der Kirchengemeinde meiner Heimatstadt gab es einen Oberstaatsanwalt. Er arbeitete am Oberlandesgericht, eine Stunde mit dem Auto entfernt. Alle kannten ihn. Er war groß und stattlich und hatte eine leichte Schnappatmung wie ein Karpfen auf dem Trockenen. Man musste gar nicht gucken, ob er in der Presbyterbank saß, neben dem rechten Seitenportal, wo er nach dem Gottesdienst die Kollekte einsammelte. Man hörte ihn atmen, jeden Sonntag, in den Predigtpausen und der Stille beim Gebet: „Schnapp!“

Nicht nur in der Kirche, in der ganzen Stadt kannte man ihn. Das ist oft so, wenn einer als Akademiker und Presbyter für das Gemeinwohl unterwegs ist. Der Oberstaatsanwalt, Doktor des Rechts, saß außerdem noch im Stadtrat, immer ansprechbar, kümmerte sich, war Kirchmeister, Verwaltung und Finanzen waren sein Metier.

Verheiratet war er nicht, sondern lebte mit seiner alten Mutter, bis sie starb. Mit Kindern hatte er nichts am Hut. Wir mochten ihn trotzdem. Wir fühlten uns von ihm beschützt, er achtete darauf, dass wir zur Kirche und aufs Stadtfest konnten. Der Klingelbeutel war auch für die Jugend da. In einer Kleinstadt irgendwo zwischen tausend Tälern gibt es für Jugendliche nicht allzu viel.

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