Keine Blumenpresse, Schrank und Sofa

„Das ist keine Blumenpresse, die wäre viel kleiner, etwa 30 cm x 30 cm“, erläuterte die freundliche Buchbinderin und zeigte die Umrisse mit den Händen. Ich hatte ihr mein Gesangbuch gebracht, das ich noch von meiner Mutter bekommen hatte; schwarzes Leder mit Goldschnitt und aufgeprägtem Namen.

Buchpresse in der Werkstatt.

Mittlerweile hatte sich der Einband abgetrennt; dazu lösten sich die Lesebändchen auf und ein paar Seiten waren verknickt. Also googelte ich nach einer Buchbinderin und brachte es dorthin. Dabei ist mein Gesangbuch nach bald 30 Jahren und obwohl ich es oft mehrfach die Woche in meinen Dienstrucksack pfeffere, abgesehen von den genannten Blessuren gut erhalten. Das liegt an dem Schuber, in den ich es immer stecke. Auch das erklärte mir die Buchbinderin, als sie das völlig zerfledderte Pappding sah und schlug vor, ihn gleich mit zu ersetzen.

Nach etwa einer Woche konnte ich das Gesangbuch wieder abholen. Das Zusammenfügen von Buch und Einband, drei neue Lesebändchen in den selben Farben wie vorher und das Glätten einiger verknickter Seiten kosteten nur 25 Euro, der handgemachte Schuber 30 Euro. So günstig hatte ich das nicht erwartet. Überhaupt bin ich immer noch schwer beeindruckt davon, in einer richtigen Buchbindewerkstatt gewesen zu sein. Die verknickten Seiten wurden dort nicht gebügelt, das hätte sie zu sehr ausgetrocknet, sondern mit dem Aquarellpinsel befeuchtet und dann glatt gepresst. Vermutlich unter dem Gerät, das ich mit einer Blumenpresse verglich.

Am Mittwoch sind endlich meine neuen Möbel angekommen. Eigentlich sollten sie ja Ende Mai / Anfang Juni geliefert werden. Dass sich das so lange hinzog, machte mich ziemlich pissig und die schlampige Organisation der Liefertermine tat ihr Übriges dazu. Trotzdem war ich im Nachhinein froh. Vor den Sommerferien war reichlich zu tun. Dann noch die alten Möbel entsorgen und die neuen aufbauen lassen, aus-, ein- und umräumen samt putzen, ich wäre wahnsinnig geworden. Es hat mir so schon gereicht, auch wenn es jetzt ruhiger war.

Der Kleiderschrank und davor die untere Hälfte meines Bettes mit geblümter Bettwäsche und jadefarbenem Spannbettlaken. Im Spiegel sieht man meinen Teddy.

Meinem vorgerückten Alter entsprechend bekam ich einen richtigen Spießerkleiderschrank mit drei Türen und Spiegel in der Mitte. Er ist aus sauerländischer Wildbuche und gefällt mir sehr. Der Spiegel ist in einem Bronzeton gehalten, den ich mir selbst nicht ausgesucht hätte, geschweige denn dass er mir im Möbelhaus aufgefallen wäre. Sein sanfter Schimmer macht sich im Schlafzimmer aber ausgezeichnet. Dazu kamen Bettkästen mit Verblendung und ein kleines Schränkchen.

Im Wohnzimmer steht jetzt eine neue, zweisitzige Schlafcouch. Außerdem bestellte ich mir Bettwäsche, passende Wolldecken und Schnickeldi. Das war gar nicht so einfach: Der Bezug des neuen Sofas ist in einem dunklen Anthrazit gehalten, das aber nicht mit blau, sondern mit schwarz korrespondiert. Das scheint bei Grautönen eher selten zu sein, darauf hat mich Loriot nicht vorbereitet. Mittlerweile habe ich aber fast alles zusammen und zurechtgeräumt. Ein paar Sachen aus dem Keller möchte ich noch abgeben. Morgen kann ich die alten Sesselbezüge meines „Pöngs“ aus der Reinigung holen, ein Versuch mit anderem Stoff hatte nicht gepasst. Ein bisschen Schiss habe ich, dass ich die Schaumstoffpolster nicht zurück in die Hüllen kriege.

Mit dem Schlafzimmer bin ich zufrieden. Das Wohnzimmer muss ich noch ein bisschen auf mich wirken lassen. Von dort ist nämlich außerdem der Sitzwürfel ins Arbeitszimmer gewandert, weil das Sofa etwas größer als das vorherige ist. Aber ich bin guter Dinge. Nach dem DeLorean, den ich vor ungefähr zwölf Jahren als Vorführwagen kaufte, ist es erst das zweite Mal, dass ich so viel Geld am Stück ausgegeben habe. Für mich war das ziemlich aufregend.

Die Hundefriseurin kehrt das ausgebürstete Fell mit einem Gummibesen zusammen. Ihr Kopf ist dabei nicht zu sehen.

Der #DiätKater hat ebenfalls spannende Zeiten hinter sich. Er verträgt das Trockenfutter für die Schilddrüsenüberfunktion nicht. Also stelle ich ihn gerade auf Nassfutter um. Richtig jodreduziert gibt es davon nur eine Sorte und der #DiätKater mag Nassfutter nicht so gern. Da er nicht nur wegen des Futters letzthin viel gebrochen hat, sondern auch durch sein dichtes Fell, hatte ich außerdem einen Termin bei der Hundefriseurin vereinbart. Ich hoffe, dass sich sein Magen dadurch insgesamt etwas beruhigt. Die Friseurin kürzte dem #DiätKater die Krallen und bürstete ihn gründlich aus. Die dichte Wolle an Brust und Bauch hat sie schließlich abrasiert. Die Prozedur dauerte kaum eine halbe Stunde und der #DiätKater leistete ordentlich Widerstand. Aber als es die letzten Tage richtig heiß wurde, wusste er das ausgedünnte Fell merklich zu schätzen.

Erst durch ein Gewitter am frühen Nachmittag kühlte es wieder ab. Ich hielt gerade das erste Mal ein Nickerchen auf dem neuen Sofa, als es plötzlich donnerte. Wieder erwacht, blieb ich trotzdem unter der neuen Wolldecke und schaute mir die aktuelle Dokumentation über Joan Baez „I am a Noise“ auf DVD an. Die alte Couch war buckelig und schief. Außerdem roch sie immer noch etwas moderig durch das feuchte Pfarrhouse, selbst nachdem ich sie unzählige Male gereinigt hatte. Ich muss mich erst wieder daran gewöhnen, mich tagsüber bei Bedarf nicht automatisch in oder aufs Bett zu legen.


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