Der zweite Teil (möbliert)

Ich war noch nicht fertig. Wobei, jetzt bin ich fertig, genau genommen seit Montag Abend. Ich telefonierte noch mit Frau von Grün, um die Ereignisse zu schildern, danach war Schluss. Völlig überdreht und die Wechseljahre machten es nicht besser, statt dessen rappelte das System erst recht.

Die Sitzeckenseite meines Wohnzimmers. Man sieht die neue Couch und den sauberen Pöng nebst Hocker, wo hier und da die Kratzschutzfolie schimmert. Dazu die neuen Wolldecken und auf dem Pöng das Katzennest.

Also versuche ich runterzukommen, erfreue mich an den schönen Zimmern und vergesse tagsüber immer noch, mich während einer Pause einfach mal auf die Couch zu setzen. Ich hatte sie allerdings in den ersten Tagen mit Kratzschutzfolie und mittlerweile mit Alufolie abgedeckt. Langsam komme ich dahinter, dass das nicht nur den #DiätKater, sondern mich gleichermaßen fernhält. Aber ich weiß auch noch nicht, nach welchen Regeln ich es haben will, weil das Sofa so schön neu ist. Vielleicht sollte ich es unter Glas stellen, sodass wir es nur von außen bewundern.

Die Polster wieder in die Bezüge des „Pöng“ zu frickeln, wäre tatsächlich fast unmöglich gewesen. Mich rettete ein Tipp, den ich über Google irgendwo bei Reddit fand: Man überziehe die Polster mit dünnen Plastikmülltüten und bugsiere sie dann mit der verschlossenen Seite voran in die Hüllen. Anschließend die Tüten innen zerreißen und stückweise herausziehen, damit nichts wieder verrutscht. Was sich anfänglich als nahezu aussichtslos erwies, war so in kaum 10 Minuten erledigt.

Ein üppiger Blumenstrauß in einer blauen, getöpferten Vase, die nicht ganz zu ihn passt (ich hatte keine andere). Der Strauß ist ein gelb-rosé gehalten, mit vielen Nelken.

Auch auf Sessel und Hocker breitete ich Kratzschutzfolie aus. Auf den „Pöng“ kam zusätzlich ein neues Katzenbett. Das soll, zusammen mit der Folie, nicht den Kater, sondern an unerwünschten Stellen seine Haare fernhalten. Außerdem hat sich der #DiätKater in einem der neuen Bettkästen ein neues Geheimversteck erkoren.

Ich liege nachts im Bett oben drüber und kämpfe mit Hitzewellen. Auch tagsüber kann ich manchmal nicht unterscheiden, ob es in mir drinnen oder draußen warm ist. Das finde ich sehr eigenartig, aber auch interessant. Dafür war Ultraschall 4/5 ohne Befund und das lädierte Bein pünktlich zu den Sommerferien wieder in Ordnung. Umso mehr bleibe ich dabei, dass das zwei psychosomatische Stürze waren, um mein Tempo zu drosseln.

Die beiden Tickets, teilweise abgedeckt mit meiner Brille und meinem Füller.

Ende Juni, als richtig viel zu tun war, hat mir ein Bestatter einen großen Strauß Blumen aus der Auslage in seinem Blumengeschäft mitgegeben, um sich bei mir für die gute Arbeit zu bedanken. Ich habe mich so darüber gefreut! Denn nicht überall im Umfeld von Kirchen und Friedhöfen ist die Zusammenarbeit ein Vergnügen. Darüber tauschten wir uns ebenfalls leise aus. Diese Blumen waren in mehrerer Hinsicht ein Geschenk.

Gleichzeitig lerne ich im Bedarfsfall immer besser, mich zu wehren. Der Strauß stand erst wenige Tage bei mir zu Hause, als es mir gelang, den Mobbingversuch eines Kollegen zurückzuweisen. Zu ist die Tür, lange hat’s gedauert. Wobei ich immer noch staune, wie oft und was man alles abwehren muss. Ich bin selbst ein sehr gradliniger Mensch, darum komme ich meist auf solche Ideen nicht und bin dann entsprechend überrumpelt. Aber das ist egal. Nicht mit mir!

Der umgekippte Baum. Im Hintergrund sieht man viel Wiese und weitere, ältere Bäume, weil ich angrenzend an einen kleinen Park wohne.

Das funktioniert. Ich werde sicherer und das Verhalten meiner Gesprächspersonen ändert sich. Sie merken, dass sie mit mir so nicht umspringen können. Außerdem habe ich bereits mehrfach Unterstützung bekommen. Dass man mir immer weismachen wollte, ich wäre selbst schuld und im Unrecht, stimmte also auch nicht. Zumindest nicht in diesen Kontexten.

So Gott will und wir leben, kommt Bob Dylan im Herbst nach Deutschland. Ich habe zwei Karten für ein Konzert gebucht. An dem Tag feiern wir zwar vormittags die Jubelkonfirmationen, von allen Terminen und Orten (geplant sind neun Konzerte) war es gleichwohl der bestmögliche.

Als ich am Sonntag den ersten Post zu meinen neuen Möbeln schrieb, gewitterte es draußen und goss wie aus Kübeln. Irgendwann ist vor meinem Schlafzimmer ein Baum umgekippt. Ich sah es am nächsten Mittag und habe gleich angefangen zu singen, denn ich mag Bäume sehr.


Entdecke mehr von Pressepfarrerin

Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E-Mail zu erhalten.