Vor dem Urlaub bin ich immer sehr angespannt, diesesmal doppelt und dreifach. Glücklicherweise löste sich das ab letzten Dienstag einigermaßen. Zuerst, indem ich den Predigtplan für nächstes Jahr bis zum Ende der Sommerferien fertig bekam.

Ich hatte mich jetzt schon darum gekümmert, damit er mir bei meiner erhofften Rückkehr im Januar nicht auf die Füße fällt. Geplant zu planen war eigentlich bis Mitte Mai, doch es lief einfach gut.
Bevor ich abends zum Presbyterium fuhr, schrieb ich die Predigt für die Jubelkonfirmationen am Sonntag, fehlte nur noch der Feinschliff. Diese Feier ist meine Sache ohnehin nicht unbedingt, speziell weil ich wohl ahnte, dass es mühsam werden würde. Deswegen war ich erleichtert, dass ich mein Zeug zeitig zusammen hatte. Ein gewisses Quantum Adrenalin gehört bei größeren Gottesdiensten dazu, ich würde sagen, man lernt damit umzugehen. Allerdings wird mir durch die in gut drei Wochen bevorstehende Operation die Lunte immer kürzer. Nicht dass ich genervt bin, sondern die Grundanspannung ist stärker. Ich steige mit meinem Alltagsstress auf einem zunehmend höher werdenden Level ein. Das ist sehr anstrengend.
Hinsichtlich der OP begegne ich dem durch Abarbeiten verschiedener Notwendigkeiten. So kaufte ich am Mittwoch 14 Kartons Katzenstreu in handlicher, gut hebbarer Größe. Diese Menge reicht normalerweise bis Anfang Februar und damit müsste an vorsichtigem Einstieg und Vorrat für alle Fälle einiges abgegolten sein. Gleiches gilt für das Spezialfutter, das am Freitag geliefert wurde. Wobei ich hinsichtlich des Eingriffs im Rahmen der Umstände guter Dinge bin. Doch man weiß eben nie. Beim letzten Mal hat sich diese Vorausschau sehr bezahlt gemacht. Drei langärmelige Nachthemden für die ersten Tage nach der OP schaffte ich mir auch schon an. Das scheint mir aus Gründen die praktischste Lösung zu sein. Dabei kann ich Nachthemden überhaupt nicht leiden.

Vor drei Wochen ging ich turnusgemäß zu Mammographie 4/5. Das ist auch so ein Thema: Je länger ich ohne neuen Befund bin, desto größer wird die Angst vor dem nächsten Check up, weil es mir schon so ferngerückt ist. Sowieso braucht man vor einem Krankenhausaufenthalt keine weiteren schlechten Nachrichten. Aber es war alles OK, sogar ein bisschen witzig. Beim anschließenden Abtasten drehte die Ärztin meine Brust hin und her und fragte schließlich vorsichtig, wo denn die Narbe sei. Ich wies auf die entsprechende Stelle des Tattoos (auf dem Foto frisch gestochen vor zwei Jahren), unter der sie mittlerweile kaum noch zu sehen ist.
Außerdem schrieb ich mich als Gasthörerin bei der KiHo Wuppertal ein. Ich belegte passend zu den Aktenordnern eine Vorlesung, die auf Zoom übertragen wird. So erhalte ich (nicht nur) auf dem Krankenbett ein bisschen Gehirnfutter. Das Wintersemester läuft bereits; die Einführungssitzung hatte ich verpasst, weil ich noch nicht angemeldet war. Erst heute nahm ich zum ersten Mal teil und war sofort glücklich über diese Idee. Wie ein Moodle funktioniert, entdecke ich auf diese Weise auch.

Der Jubiläumsgottesdienst und das Kaffeetrinken hinterher klappten gut. Einige Teile verliefern jedoch ziemlich chaotisch, bisweilen ärgerlich. Alte Damen, die auf dem Rückweg vom Abendmahl das Handy für ein paar Fotos zückten, sah ich ebenfalls zum ersten Mal. Jede Feier mit ihren jeweiligen Leuten hat ihre eigene Atmosphäre, es ist immer anders und nie gleich. Außerdem war es meine erste große Jubiläumskonfirmation in dieser Gemeinde. Ich machte mir fürs nächste Mal verschiedene Notizen, damit wir ein paar Dinge anders organisieren und uns besser aufeinander einspielen können. Einiges brauche ich trotzdem nicht wieder. So blicke ich mit gemischten Gefühlen auf die Begleitumstände des letzten Gottesdienstes, den ich in diesem Jahr gehalten habe. Denn eigentlich hätte ich in der ersten Novemberhälfte Urlaub gehabt, statt dessen bin ich in der zweiten Hälfte schon raus. Zum Dank für alle, die sich im Gottesdienst oder beim Empfang engagierten, hatte ich aber Schokolade mitgebracht.
Anschließend fuhr ich heim, packte um, wechselte meine Klamotten und machte mich auf zum Zug nach Düsseldorf. Dort spielte am Abend Bob Dylan. Dazu hatte ich Frau K. eingeladen, die mit dem Auto aus dem Ruhrgebiet kam, während ich im Hotel eincheckte. Dylan war super in Form, viel Blues, mal Richtung Rock, mal Richtung Jazz. Und was soll ich sagen, von der vierten Reihe aus sieht man ihn schon sehr, sehr gut, selbst wenn er sich am liebsten hinter dem Flügel aufhält. Für uns gab es außerdem noch Tour-Shirts und für Frau K. einen Leinenbeutel. Fragen Sie nicht.
Nach dem Konzert gingen wir zum Hotel zurück, in dessen Nähe Frau K. geparkt hatte. Dann fuhr sie nach Hause, sie hatte am nächsten Morgen Frühdienst. Ich war nach dem langen Tag mit Jubiläum und Konzert fertig mit der Welt und musste erstmal mein rappelndes System beruhigen. Dank Bedarfsmedikation und gemütlichem Zimmer unterm Dach schlief ich aber ganz gut. Nach dem Frühstück nahm ich bald einen Zug zurück. Die weitere Woche habe ich frei. Erst am Sonntag muss ich wieder zum Gottesdienst, im Anschluss ist Gemeindeversammlung.
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