
Am Freitag war Mahnwache vor der hiesigen Synagoge: Reichspogromnacht, die Sorge um Israel, Amsterdam und es nimmt kein Ende.
Wir standen da, als schon Schabbat war, vor dem G-ttesdienst.
„Bitte veröffentlichen Sie keine Fotos des Gebäudes.“
Mahnwache und Gedenken werden von der Jüdischen Gemeinde mitinitiiert.
Der Schlüssel der alten Synagoge kehrt bei der Gedenkfeier heute in die Stadt zurück. Ein jüdisches Mädchen hatte ihn nach dem Orgelüben mit nach Hause genommen. In der Nacht war die alte Synagoge dann abgebrannt.
Das Mädchen hieß Marianne Katzenstein, später verheiratete Bern.
Ihre Tochter wird den Schlüssel bringen. Während der Mahnwache blieb sie in der Synagoge. In Deutschland ist es kälter als in Kalifornien und sie friert.
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Als Trump vor acht Jahren zum ersten Mal gewann, bekam ich es wirklich mit der Angst zu tun. Ich wandte mich an den Rechtsaußen meiner Twitter-Timeline. Drei Dinge gab er mir mit, die halfen:
1. Seine Anhänger wissen, dass der Orangene ein Idiot ist.
2. Auch bei robuster Gangart ein grundsätzliches Vertrauen in die Kräfte der Demokratie bewahren.
Nun ist Trump in der Zwischenzeit zwar nicht besser geworden, aber das Drumherum wirkt auf mich strukturierter. Ich bin darum gelassener und denke an den dritten Punkt:
3. Lassen wir ihn erstmal anfangen.
Bei Bedarf frage ich wieder nach.
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Die Ampel ist entzwei. Ich bin erleichtert und hatte mich auch beim Kreisparteitag und einem Regionalzoom dafür ausgesprochen, dass wir zum Ende kommen. Bei der Mitgliederbefragung vor einem Jahr stimmte ich noch fürs Weitermachen.
Es fehlt ein sichtbar handelnder Kanzler. Zudem fand sich keine Regierungsbasis, die so stark war, dass sie aus Kompromissen ein gemeinsames Neues entstehen oder wenigstens verschmerzen ließ.
Dass man sich an das Grundgesetz und die Vereinbarungen im Koalitionsvertrag hält, bedarf keiner Rechtfertigung.
Letzter Führungsakt des Kanzlers: Auf einen als angeblich einzig Schuldigen zeigen.
„Wenn etwas nicht geht, dann sagt man das und lässt es sein.“
So wäre es auch gegangen.
In einer Kirchengemeinde weiß man, was es bedeutet, wenn der Organist fehlt.
Das linksgrüne Internet entblödet sich nicht zu Arbeitslosenwitzen über den Finanzminister, während dieser erkennbar mit den Tränen kämpft.
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