Der erste Batzen

Der erste Batzen des Jahres liegt hinter mir. Das war vor allem die Rückkehr auf die Arbeit vor sechs Wochen, wo gleich viel los war. Nachdem wir den letzten Jahrgang ausfallen lassen mussten, gehörte dazu auch, dass wir im vergangenen Jahr ein neues Konzept für die Konfirmandenarbeit erstellt hatten: Zusammen mit der Nachbargemeinde; nur noch für ein Jahr, statt wie früher für zwei und stärker angedockt an die gemeindliche Jugendarbeit des CVJM.

Der Ambo (das Lesepult) im Gemeindesaal mit meinen Sachen drauf: Papiere, Stifte. Ein Teil der Papiere ist leuchtend gelb (ich hatte die noch im Drucker). Im Hintergrund die noch leeren Stühle in Reihen.

Letzte Woche Dienstag fand schließlich der Info-Abend mit Anmeldung für Jugendliche und Eltern statt und wurde zum Erfolg. Der neue Jahrgang startet im Mai mit zwölf jungen Leuten aus elf Familien. Das ist für zwei recht kleine, großstädtische Innenstadtgemeinden ein ordentlicher Rücklauf.

Auch diverse Jubiläen, drei Beerdigungen, einschließlich kommenden Sonntag sechs Gottesdienste und einiges für die Social-Media-Accounts des Kirchenkreises waren seit Mitte Januar zu bewerkstelligen, dazu das Tages- und Sitzungsgeschäft sowie eine ehrenamtliche Tagung auswärts zur digitalen Kirche. Jetzt atme ich erstmal durch, bevor ich ein neues Kapitel aufschlage. Ich bin körperlich immer noch recht träge, sehr zu Freude meines inneren Schweinehundes.

Foto auf die Wahlparty im Bistro. Oben in der Ecke ein großer Fernsehbildschirm mit dem Säulendiagramm der ersten Hochrechnung. Die Leute auf dem Bild sind verschwommen, sodass man sie nicht erkennenn kann. Ich habe das Bild absichtlich so bearbeitet.

Die Bundestagswahl liegt ebenfalls hinter uns. Ich war erstaunt, wie angespannt ich mich zum Schluss fühlte. Mit geselligen Wahlabenden (wie früher) von Leuten aus allen demokratischen Richtungen war weder auf X noch auf Bluesky zu rechnen. Also bin ich zur liberalen Wahlparty in der hiesigen Stadt gefahren, die in einem größeren Bistro stattfand. Nun konnte von Party keine Rede sein, aber die Stimmung war dennoch gelassen. Wir waren durch die Umfragen der letzten Wochen auf das Kommende vorbereitet und hatten zumindest am Anfang des Abends noch Hoffnung, dass es schon werden würde. Ich blieb anderthalb Stunden, aß einen Salat mit Pilzen und Hähnchenbruststreifen und trank ein Becks blue.

Der Salat auf einem Teller und zu dessen Häupten eine Flasche Becks blue zur rechten und zur linken ein dreieckiger Pappaufsteller der FDP.

Dass wir die 5 % nicht erreichten, ist sehr schade. Ich bin trotzdem zufrieden mit dem, was ich neu angefangen habe: So bin ich nicht mehr zu der großen Demo gegen rechts gegangen. Obschon Demokratin und Antifaschistin, fühlte ich mich nicht mehr eingeladen. Statt dessen beteiligte ich mich zum ersten Mal aktiv am Wahlkampf, wenn es auch nur ein paar Stunden Plakate vorbereiten war. Außerdem nehme ich weiter teil an den Mahnwachen vor der Synagoge, anlässlich des Überfalls und der Geiselnahme in Israel am 7. Oktober 2023. Im Januar war ich wegen der Tagung unterwegs, aber morgen gehe ich wieder hin. Vorher hole ich drei orangene Luftballons im Ballonladen ab, die ich dafür bestellt hatte.

Im Kreisverband der FDP tauschten wir uns am Mittwoch Abend hybrid über das Wahlergebnis aus. Ich war analog dabei. Die Hauptpunkte, an denen es gelegen hat, sind allen klar („D-Day“, One Man Show). Doch durch die inhaltlichen und strukturellen Unter-, Neben- und Drumherumpunkte, die sich daraus ableiten, wird das Ganze zu einer Verflechtung, der mehr Fragen entspringen, als ich vermutete. Heute gibt es noch eine digitale Runde im Bezirk, an der ich wegen einer dienstlichen Sitzung nicht teilnehmen kann. Ich dachte, deren Termin wäre erst nächste Woche, bis ich vorhin einen Kollegen in der Friedhofssakristei traf, der sich mit den Worten „Bis heute Abend!“ verabschiedete. Die politischen Geschehnisse werde ich natürlich trotzdem weiter verfolgen. Aber jetzt sind erstmal wieder andere Sachen dran.


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