
Der erste Passionssonntag begann als predigtfreier Wochenanfang, begleitet von der Frage: Was soll ich essen? Weil jeder Sonntag ein kleines Osterfest ist, ist da nämlich Fastenpause. Zwar bleibe ich beim Verzicht, gestehe mir aber eine maßvolle Ausnahme zu, solange sie nicht Alkohol oder Pommes enthält. Passend zum Sonnenschein, während ich gleichzeitig zu faul war, irgendwo einzukehren, entschied ich mich für ein Spaghettieis mit Sahne als erstem Eis des Jahres aus der Eisdiele.
Dass ich trotz des schönen Wetters drinnen geblieben bin, lag aber nicht nur am freien Sonntag. Es kam vor allem daher, dass meine Bogensehne im Spätsommer zwei Mal abgesprungen war und es sich kurz vor der zweiten Operation nicht gelohnt hatte, das noch reparieren zu lassen. Ich hätte auch gar nicht die Zeit gehabt. Das Frühlingswetter und die fortschreitende Genesung wurden jedoch zum Signal, sie mir jetzt zu nehmen.

Am Donnerstag machte ich daher einen Ausflug zur Hood Archery. Ich erfuhr, dass nicht die Sehne kaputt, sondern der Bogen verdreht war. Doch der Trainer konnte ihn mit einem Haarföhn und etwas Geduld richten. Ich bekam einen neuen Hosentaschenköcher und einen etwas festeren Handschuh aus Ziegenleder, weil meine Fingergelenke nicht mehr stabil sind. Meinen Stoffhandschuh ließ ich sicherheitshalber gleich da. Außerdem hatte ich eine Trainerstunde gebucht. Nachdem ich in den letzten anderthalb Jahren krankheitsbedingt nur wenige Male zum Parcours gefahren bin, fand ich das zum Wiedereinstieg besser. Als ich eintraf, schoss gerade eine Frau, ebenfalls während einer Stunde. Wir kamen ins Gespräch, in dem ich mich als Trainerin zu erkennen gab. Gleich wurde ich mit einbezogen, denn der Trainer und sie interessierten sich für meinen Ansatz. Beim Bogenschießen ist es aber auch allgemein üblich, sich gegenseitig zu unterstützen. So durfte ich meinerseits den Fingertap der Frau ausprobieren, als ich von meinen Problemen mit den Gelenken berichtete. Nur die neuen Pfeile, die ich mir ausgesucht hatte, werden erst später zugeschickt.

Auf dem Rückweg aß ich am Hauptbahnhof in Münster bei Asiahung Ente Kode mit Gemüse, Reis und Erdnusssauce. Das war völlig im Rahmen meiner selbstgestellten Regeln, trotzdem war ich dankbar, dass man auf Reisen vom Fasten befreit ist. Am Mittwoch hatte ich im Presbyterium auf Kuchen und Muffins anlässlich eines Geburtstages verzichtet und mich tapfer an Trauben-Käse-Spießchen gehalten. Umso mehr wurde der erste Ausflug des Jahres zu einem besonderen Ereignis. Naja, fast. Bevor ich losfuhr, sprang der Zähler nach 332 Tagen zurück auf 1. Ich fasse es nicht. Ich dachte, ich wäre mit dem Thema durch. Die zweite Fastenwoche war jedenfalls ruckzuck um.
Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre. I Joh 3,8b
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