Der erste Urlaub des Jahres

Der Wollkopfgier (sein Oberkörper) wie beschrieben mit dunklem Körpergefieder in weißem Kopfflaum. Auf dem Boden Sand, hinter ihm graue Findlinge.

Nach dem Kirchentag hatte ich direkt zwei Wochen Urlaub. Ich faulenzte ausgiebig herum. Das fiel mir leicht, denn in der ersten Woche las ich das Buch, das Antje mir empfohlen hatte. Am Sonntag hörte ich noch die Bibelarbeit von Bischöfin Mariann Edgar Budde. Dann war der Kirchentag auch für mich endgültig vorbei und ich löschte die App von meinen Geräten.

Letzten Samstag bekam ich Besuch von Frau K. und nach langem wieder vom Beuteenkel (12). Sie brachten mir zum Muttertag und meinem Geburtstag am Dienstag eine schwarze Iris mit, die ich auf den sonnigen Balkon stellen und beständig gießen soll. Noch blüht sie nicht. Ich bin gespannt, ob sie das überhaupt wird; ich bin mit Pflanzen so gar nicht geschickt. Sicherheitshalber habe ich sie erstmal umgetopft.

Wir hatten uns vorgenommen, zur Adlerwarte Berlebeck zu fahren. Dort entdeckten wir neben vielen anderen Greifvögeln erst einen Sekretär mit sehr langen Wimpern und dann einen „trans Geier“. Diese sind in Wirklichkeit als Wollkopfgeier bekannt und tragen immer die Farben von trans Pride am Kopf und im Gesicht: Weiß, rosa und himmelblau.

Vor mir auf dem Tisch mein Teller mit Bolo und Salat. Mir gegenüber der Beureenkel meim Essen, ohne Kopf fotografiert. Er durfte Cola trinken. Neben dem Trinkglas noch Servierschüsseln und zwei Holzwürfel mit Tischgebeten.

Die Flugshow am Nachmittag sah ich leider nur zu Hälfte. Ich hatte alles gemacht wie auf dem Kirchentag, jedoch die pralle Sonne auf der Anhöhe unterschätzt und keine Mütze dabei. Ich verließ die Show darum vorzeitig, um mich in den Schatten zu setzen und mir eine Orangenlimo zu holen. Trotzdem war mir irgendwann so schlecht, dass das Personal auf mich aufmerksam wurde und fragte, ob es einen Krankenwagen rufen sollte. Das lehnte ich mit dem Hinweis ab, dass ich in Begleitung meiner Tochter wäre, die Krankenpflegerin ist. Damit war der Krankenwagen abgewendet. Aber ich musste sagen, wo sich Frau K. befand, damit man sie aus dem Publikum holen konnte: „Sind Sie Frau K.? Ihre Mutter sitzt da vorne und ist ganz weiß.“ Doch nach weiterer Pause, einem halben Cookie und einem nassen Taschentuch im Nacken ging es langsam besser. Der Beuteenkel durfte noch in den Streichelzoo, während ich von der Adlerwarte schonmal wieder heruntertrappelte. Wenn das nicht gegangen wäre, hätte uns die Dame an der Kasse den Anfahrtsweg mit dem Auto verraten, der für Besucher sonst nicht zugelassen ist. Zu Hause aßen wir Spaghetti Bolognese und Gurkensalat und ruhten uns aus. Danach fuhren die Beiden zurück ins Ruhrgebiet.

Der #DiätKater in Rückenansicht auf meinem Brief, auf meinem Bett.

Die zweite Urlaubswoche begann ebenfalls ereignisreich. Am Montag erhielt ich einen Brief, auf den ich schon länger gewartet hatte. In ihm stand die erhoffte Zusage für meine Planungen im Herbst und im Winter. Ich bin froh und auch erleichtert, weil ich die Predigtdienste schon danach ausgerichtet habe. Trotzdem muss ich die Nachricht noch sacken lassen. Ganz zauberhaft verhielt sich der #DiätKater. Weil er meine Aufregung spürte, kam er angelaufen. Als er merkte, dass das mit dem Brief zu tun hatte, setzte er sich kurzerhand auf diesen drauf, bis ich ruhiger wurde.

Am Dienstag war schließlich mein Geburtstag. Senil bettflüchtig begann ich ihn nur wenig nach vier; um kurz vor halb sieben fuhr ich ins Schwimmbad. Ich telefonierte vormittags länger mit Frau K. und schaute mir über den Tag verteilt „Vom Winde verweht“ an. Mittags gab es den Rest Schweinelende von Ostern mit Spargel und Pommes und abends Rotwein. Am nächsten Morgen schlief ich länger.

Ab Mitte der zweiten Woche setzte endlich erholsame Langeweile ein – das Gefühl, Ruhe und Zeit zu haben. Wirklich fad wurde mir im gesamten Urlaub trotzdem nicht: Erst kam der Zapfenstreich für Olaf Scholz. Dem folgte das Konklave, das mit Papst Leo IVX. einen Augustiner hervorbrachte, wo Martin Luther doch ebenfalls Augustiner Eremit war. Kanzlerwahlen (!) und die Regierungserklärung von Friedrich Merz; Bundesparteitag der FDP. Heute Abend schalte ich wohl den ESC ein und morgen wird der neue Papst eingeführt. Das war und ist für mich ungewöhnlich viel Fernsehprogramm, doch eben sehr nach meinem Geschmack. Man könnte allerdings auch eine feministische Abhandlung darüber schreiben.

Eine sehr genervte Gummi-Avocado, etwa einen halben Meter groß und mit Augen und Mund, in der sechs Pfeile stecken. (Es ist eine janusköpfige Avocado, die auf der Rückseite noch ein Gesicht hat. Das sieht man zwar am Rand, aber ich habe es mir nicht genauer angesehen.)

Leider hat sich die Sehne nicht auf dem Bogen gehalten. Darum fuhr ich wieder zur Hood Archery. Dieses Mal ließ ich ihn dort, ob er repariert werden kann, ist noch offen. Aber ich nahm auch einen neuen Bogen mit: Ebenfalls Recurve, sehr leicht, sehr klein, nur 50 Zoll. Ich machte ein paar Probeschüsse und er passte mir sofort. Trotzdem wäre es schön, wenn sich der andere Bogen noch retten ließe.

Nächste Woche geht es zurück an die Arbeit. Es steht einiges an, weshalb ich mein dienstliches Umfeld in dem Glauben ließ, dass ich erst Dienstag wieder da wäre. So kann ich am Montag in Ruhe einiges wegschaffen und vorbereiten. Langsam fängt es an, in mir zu gären.

Nicht zuletzt fand ich am Donnerstag die Übertragung der Trauerfeier für Margot Friedländer bei der Bild. (Dass sie auch auf RBB gesendet wurde, sah ich erst später.) Max Raabe sang a capella „Irgendwo auf der Welt“. Dass er bei ihrer Beerdigung ein Lied darbringen würde, hatte sie sich gewünscht. Um den Sarg von Margot Friedländer aus der Trauerhalle und die Treppe herunter zu tragen, brauchte es nur vier Träger. So zart war diese kleine, große Frau.


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