
Einen Film, zwei Hörbücher und einen Comic habe ich diesmal vorzuweisen – alle richtig großartig! Dabei kommt der Film ganz unaufgeregt daher. „Bei uns heißt sie Hanka“ ist eine Dokumentation über sorbisches Leben in Ostdeutschland. Grit Lemke, die in diesem Film Regie führte, ist selbst Sorbin und weibliche Regisseurinnen gibt es auch noch nicht so viele.
Für mich macht das die Handschrift dieser Doku aus, die frei von Klischees und trotzdem bisweilen voll schöner Folklore ist. Ich habe sie mir in der ARD Mediakthek angesehen, finde den Film dort aber nicht mehr. Hoffentlich taucht er bald wieder auf.
Von der Balver Höhle im heutigen Sauerland bis zu den Tschuktschen, einem Volk auf der russischen Seite der Beringstraße, über Frauen insgesamt geht es in dem Sachcomic von Ulli Lust: „Die Frau als Mensch. Am Anfang der Geschichte“. Denn es sind die Frauen und Figurinen aus der Steinzeit, denen Lust sich widmet. So stark, so schön, so spannend ihre Historie. Vor allem, da die Steinzeit nicht wie sonst aus männlich-patriarchaler Sicht skizziert wird: Mein Lendenschurz, meine Keule, mein Gebiss. Es geht auch anders und umfassender. Lust zeichnet es auf.
Dann hatte ich kürzlich diese Harry-Rowohlt-Phase und Harald Martenstein lese ich ja ohnehin gern. Das habe ich nun in einem Hörbuch in Kombination gefunden. Rowohlt liest, was Martenstein schrob: „Romantische Nächte im Zoo. Betrachtungen und Geschichten aus einem komischen Land“. Die Printausgabe wurde bereits 2013 veröffentlicht. Das Buch geht los mit der Betrachtung von Attac, das man damals noch kannte und macht irgendwann mit dem Nürburgring weiter, weil eAutos noch kein wirkliches Thema waren. Auch den Kleinen Prinzen nimmt sich Martenstein vor und seziert ihn sehr liebevoll. Für meinen Geschmack eines der besten Bücher, die Martenstein verfasst hat. Harry Rowohlts Stimme und Intonation passen ideal dazu. Wenn man die Beiden mag, also ein absolutes Muss (besser spät als nie) und wenn nicht, ist einem auch nicht mehr zu helfen.
Schließlich gibt es noch ein neues Buch von Robin Alexander: „Letzte Chance. Der neue Kanzler und der Kampf um die Demokratie“. Das Audiobook hat Alexander selbst eingelesen. Das war ein bisschen hölzern, nicht so entspannt, wie man ihn sonst kennt. Der Inhalt ist dafür fulminant. Erst beschreibt er den recht holprigen Weg von Friedrich Merz ins Kanzleramt, dann warum sich die Ampel dermaßen zerlegt hat. Mich interessierte vor allem der zweite Teil, die Ampel. Während mir das Kleinklein der Beschreibungen, wer was wann mit wem verhackstückt hat, in Alexanders letzten Büchern eher zuviel war, passt es zu der Gemengelage der Ampel perfekt. Jeder kriegt sein Fett weg oder wird gelobt, wenn er oder sie etwas gut gemacht hat. Keine Partei, keine Politiker:in wird bevorzugt. „Ich versuche, präzise zu sein und den Menschen gerecht zu werden“, sagte Alexander gut gelaunt dazu bei Table Today. Das ist ihm gelungen und zwar ohne wadenbeißerisch zu sein oder irgendeinen moralischen Impetus zu verfolgen. Allein das entspannt beim Zuhören ungemein, soweit die Themen es hergeben.
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