Was bisher geschah

Identitti von Mithu Sanyal; Generation beleidigt von Caroline Fourest und Demokratie. Eine deutsche Affäre von Hedwig Richter vor Pfingstrosen und Osterkerze.

Bisher war das Wetter im Mai eine völlige Katastrophe, mit dem Sonntag Rogate als einzige Ausnahme. Auch an Himmelfahrt, als ich Geburtstag hatte, blieb es kalt, nass und wischiwaschigrau. Mich nervt das kolossal und so langsam schlägt es mir auch aufs Gemüt. Seit Herbst sind die Schwimmbäder geschlossen, Anfang des Jahres war ich eingeschneit und jetzt ist es immer noch so kalt, dass an einen Abend auf dem Balkon nicht zu denken ist.

Eigentlich wäre ich an diesem Wochenende zum Ökumenischen Kirchentag (ÖKT) nach Frankfurt am Main gefahren, wenigstens für ein, zwei Tage, um mich mit Leuten zu treffen. Doch der wurde wegen Corona ins Internet verlegt. Was mich betrifft, ist er dort auch geblieben. Ich habe mich einfach nicht angesprochen gefühlt.
Auf Twitter und bei der Jahrestagung Öffentlichkeitsarbeit als einzigen Berührungsorten glänzte nur, wer mit Insiderwissen punkten konnte. Was daran inhaltlich interessant sein sollte, war für mich aber nicht selbsterklärend und bei der Lektüre des Programms erschloss es sich mir ebenfalls nicht. Ich stornierte folglich am Mittwoch das dienstfreie, lange Wochenende.

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Was bisher geschah

Am Montag wies mich eine katholische Kollegin auf die Kreuzwegandacht im Gotteslob und eine moderne Fassung in der Fastenaktion von Misereor hin. Ich hatte sie danach gefragt, weil ich für Karfreitag zur Todesstunde Jesu einen Kreuzweg von der Kirche über den angrenzenden Friedhof plane.
Hier finden nach wie vor keine Präsenzgottesdienste statt, aber falls in der Heiligen Woche wieder etwas geht, werden wir trotzdem noch auf vieles Rücksicht nehmen müssen. Der Kreuzweg wäre auf jeden Fall an der frischen Luft, ohne ein Behelfs- oder Alternativprogramm zu sein.

Denn das ist die Lehre, die ich aus der Vollbremsung kurz vor Weihnachten gezogen hatte, die sicherlich mit zu dem schlimmsten gehört, das ich bisher in meiner Dienstzeit erlebt habe. Wir waren mit den Vorbereitungen für zwei Outdoor-Christvespern im Wesentlichen fertig und ich hatte da schon den steigenden Druck gespürt, ohne ein Ventil dafür zu finden. Am 11. Dezember hob Laschet endlich die Fahne, am 16. Dezember gab die Landeskirche sehr, sehr spät, aber Gottlob sehr deutlich die Empfehlung, keine Präsenzgottesdienste mehr zu feiern und am 17. Dezember stimmte dem das Presbyterium zu. Derweil hoben wir, angeleitet von einer Kollegin im Pfarrteam, Plan B aus der Taufe, während eine Beerdigung auf die nächste folgte. Dieser Druck, weil man nach bestem Wissen und Gewissen kaum zwei Wochen vor Heiligabend überzeugt ist, keine Weihnachtsgottesdienste mehr anbieten zu können, ohne zu wissen, ob man dafür Rückhalt und alles weitere Erforderliche bekommt, der war schon irre, auch wenn es schließlich glücklich endete:

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Was bisher geschah

Nun hatte ich in der neuen Stadt gerade ein bisschen Fuß gefasst, als ich vor zwei Wochen ins Krankenhaus musste, weil ich bei der Mammographie ab 50 ein Ticket gezogen hatte. Dabei bin ich nur fürs gute Gewissen hingegangen, zähneknirschend; die Einladung zum Screening kam, als ich noch nicht alle Umzugskisten ausgepackt hatte. Und dann war es genau rechtzeitig, um die Geschichte kurz zu machen. 

Das Screening ist unter den Frauen umstritten, nur die Hälfte geht hin. Ich bin jetzt natürlich eines besseren belehrt und sprach auch mit dem Arzt im Krankenhaus darüber: „Es ist wie bei Corona, weil wir mehr testen, finden wir auch mehr. Dadurch nimmt die Sterblichkeit ab, weil wir schneller sind. Wenn Sie viel im Internet unterwegs sind, sagen Sie das den Frauen, damit sie teilnehmen.“ Meinen Befund z.B. konnte man nur durch die Mammographie erkennen; tasten oder bei der Operation mit bloßem Auge sehen konnte man noch nichts. Eine nicht so häufige Vorstufe, von der man nicht weiß, ob und wann sie aufgegangen wäre. Aber Zellen waren da und wurden durch eine Operation entfernt. Am Montag hatte ich das Abschlussgespräch bei meiner Ärztin, erst in einem Jahr soll ich wieder hin. Wobei sie mir anbot, bereits nach der Hälfte der Zeit einen Ultraschall zu machen. Sacken lassen muss ich das Ganze trotzdem noch.

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Was bisher geschah

Auf dem Wohnzimmertisch stehen Blumen, das habe ich mir kurz nach dem Einzug so angewöhnt. Damals besorgte ich drei Pfingstrosen, weil ich nach dem ganzen Umzugsstress etwas Buntes brauchte. Über Google fand ich zu einer Friedhofsgärtnerei in der Nähe mit einer kleinen, feinen Schnittblumenauswahl. Seit dem gehe ich etwa alle drei Wochen dorthin und suche mir ein, zwei Blumen mit etwas grünem Chichi drumrum für meine Tütenvase aus. Das ist so schön, dass ich nicht weiß, ob ich mir das wieder abgewöhnen kann.

Vor allem jetzt, wo es mit draußen auf dem Balkon sitzen für dieses Jahr wohl vorbei ist. Das ist ja auch so ein Ereignis: Mein erster Balkon. Ich bin ganz zufrieden! Wichtig ist mir nach wie vor, dass ich die Wahl habe. Ums Haus herum sind genügend Wiesen, Bäume und Möglichkeiten, sodass ich mich ganz nach draußen setzen könnte, wenn ich wollte. Trotzdem ist der Balkon super. Das liegt daran, dass ich so ein Schisshase bin. Ich mochte die Terrasse am Pfarrhouse gern, doch wenn es im Spätsommer um 21 Uhr dunkel war, saß ich drin. Auf dem Balkon mit seiner leichten Höhe und dem Geländer davor fühle ich mich sicherer und habe bis weit in den Herbst hinein noch spät abends im Dunkeln draußen gesessen.

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Was bisher geschah

Fast vier Monate wohne ich jetzt schon in der neuen Stadt und die erste Phase der Eingewöhnung liegt hinter mir. Anfangs fühlte ich mich völlig reizüberflutet. Das lag nicht nur daran, dass alles neu war, wie das eben so ist nach einem Umzug, sondern dass ich zum ersten Mal seit 17 Jahren wieder in einer richtigen Großstadt lebe. Von der Einwohnerzahl her etwa so groß wie Bochum, von der Fläche sogar größer als Frankfurt a.M.

Obwohl ich Rasen an Rasen an einem kleinen Park mit einer Schwanenfamilie als Nachbarn wohne, mit ausreichend Bäumen vor der Tür und Landschaft direkt um die Ecke, waren es zu Anfang doch recht viele Leute, Leute, Autos, Häuser, Häuser, Häuser, Leute, Leute, noch mehr Leute, Autos, Autos und dauernd Hunde an der Leine.

Mittlerweile habe ich mich da herein gefunden, fahre in die Gemeinde lieber den Weg über Land, statt durch das Industriegebiet und weiß den italienischen und asiatischen Supermarkt sowie jedwedes andere Geschäft in relativer Nähe zu schätzen. Weiterlesen „Was bisher geschah“