Ich finde Twitter ja eine großartige Sache! So großartig, dass ich nach dem Urlaub erstmal Pause davon brauche, um mich runterzupegeln und endlich die Bücher zu lesen, die mir dort empfohlen wurden. (Ja, auch um wieder in meinen Arbeitsrhythmus zu kommen, aber das ist ein anderes Thema.)
Das erste Buch war ein Geschenk, als ich im Advent beim #Fichteln, einer Wichtelaktion auf Twitter, mitmachte:
Cleveland Amory, „Die Katze, die zur Weihnacht kam“.
Der Autor, zu Lebzeiten ein berühmter Tierrechtsaktivist in den USA, erzählt auf liebenswürdige Weise, wie ein Kater zu Weihnachten bei ihm einzieht. Christian Spiel hat das übersetzt und Silvio Neuendorf illustriert. Entstanden ist das Buch Ende der achtziger Jahre.
Manches würde man daher, wenn es gelegentlich um Männer und Frauen geht, heute etwas anders formulieren. Gleichzeitig steckt in dem Buch eine der besten Beschreibungen des tödlichen Männerschnupfens, die ich je gelesen habe. Und hey, es sind die Achtziger: Robbenbabys! Mittelpunkt bleibt trotzdem immer der schneeweiße Kater und dass eine Katze „jene ganz eigene Liebe schenken wird, die, wie ich eingangs sagte, nur jene erfahren, die das Glück hatten, jemals Eigentum einer Katze gewesen zu sein“. Hach!
Noch einmal danke, liebe Nani, das war genau richtig!
Cleveland Amory: Die Katze, die zur Weihnacht kam. Eine bezaubernd weise Geschichte um eine Katze im Besonderen – und um alle Katzen der Welt, Frankfurt am Main 2012 (8)
(Geeignet für Menschen ab zwölf; wer zwei, drei Jahre jünger ist, sollte es sich vorlesen lassen.)
Das zweite Buch, das ich las, heißt „Traktat über die Gewalt“. Wolfgang Sofsky hat es geschrieben und Roland Kupski hatte es auf Twitter nach den Silvester-Geschehnissen in Köln und anderswo empfohlen. Was ist zu diesem Buch zu sagen? Es ist erschreckend, die Mechanismen der Gewalt so vor Augen geführt zu bekommen, zumal Sofsky alles dafür tut, das Kopfkino seiner Leser_innen anzufeuern.
In zwölf Kapiteln wird vom Einzelnen bis zum Kollektiv durchdekliniert, was man unbelesen bereits vermutete:
Im Zweifel gibt es keinen Grund für Gewalt, außer ihrer selbst und der sicherste Sieg ist der Tod des Gegners.
Trotzdem birgt das Stoff zum Nachdenken: Was bedeuten die Ausführungen Sofskys zum Beispiel für die Kreuzestheologie?
Bei der Darstellung des Schmerzes habe ich den Bezug zur Geburt vermisst. Für mich als Frau und leibliche Mutter der Dreh- und Angelpunkt über Schmerzen nachzudenken und über weitere Aspekte der Gewalt. Zumal die immerwährenden Folien von Kampf und Verbrechen schließlich ermüdend wirkten, was eben auch daran lag, dass mir in dem Traktat weibliche Bezüge fehlten. An „das Parfum“ von Patrick Süskind habe ich mich dafür öfter erinnert.
Wolfgang Sofsky: Traktat über die Gewalt,
Frankfurt am Main 1996 und 2005
Dann wäre ich fast noch ins Kino gegangen, ja, ich stand sogar schon an der Kasse. Doch die Vorstellung war ausverkauft. Ausverkauft! Nicht wegen Krieg der Sterne oder einer Liebeskomödie oder was da sonst so hip ist.
Nein, wegen „Janis: Little Girl Blue“, einem Dokumentarfilm über Janis Joplin. Wenn ich bedenke, was man heutzutage so im Radio und im Fernsehen zu hören und zu sehen kriegt, finde ich das bemerkenswert.