Folge ich meiner inneren Uhr, endete das alte Jahr mit dem Wochenschluss am Vorabend von Epiphanias (5. Januar) und das neue begann, zusammen mit der nächsten Woche, am 1. Sonntag nach Epiphanias (7. Januar). Passend zu diesem Gefühl feierten wir in der Gemeinde den ersten Gottesdienst des Jahres mit Tischabendmahl und Predigtgespräch (Bibel teilen) zur Jahreslosung.

An dessen Ende verabschiedete ich mich, ohne zum weiteren Beisammensein zu bleiben, weil ich im Anschluss zur Entpflichtung meiner Kollegin wollte.
Darüber hinaus würde dies wegen der Operation und der darauf folgenden Heilungszeit für die nächsten Wochen der letzte Termin in der Gemeinde gewesen sein, dazu sagte ich natürlich auch etwas. Das Presbyterium und sein engeres Umfeld wussten schon länger Bescheid. Den erweiterten Kreis informierte ich jetzt. Wobei das auch für ihn nicht unerwartet kam, hatte ich doch mit Verweis auf anstehende medizinische Behandlungen die Eucharistie an Silvester bereits mit Maske ausgeteilt.
Zeitgleich zu unserem Tischabendmahl begann in der Nachbargemeinde, in der ich vor bald vier Jahren in der hiesigen Stadt anfing, der Gottesdienst zur Pensionierung meiner dortigen Kollegin. Ich traf ein, als man gerade die Segensvoten über ihr beschloss.

Die Kollegin war und ist nicht nur landeskirchenweit eine der großen feministischen Liturginnen und für ihre letzten Dienstjahre aus dem Ruhrgebiet hierher gekommen. Eine Pfarrstelle, mit allen Vorteilen, die das mit sich bringt, erhielt sie auch am Ort ihres Schwerpunktes nie.
Ich traf die Kollegin hier unerwartet und freute mich sehr darüber. Ich ordne mich selbst der liturgischen und mystischen Richtung zu, von konservativer, hochkirchlicher Seite her. Sie kommt mit vergleichbaren Feldern vom linken Flügel und wir trafen uns in der Mitte, in vielerlei Hinsicht. Als Abschiedsgeschenk überreichte ich ihr darum „Bodies of Memory and Grace“ und tatsächlich hatte sie es noch nicht.

Während ich die obigen Absätze vor meinem Krankenhausaufenthalt schrieb, geht es hier nach der Operation weiter. Fünf Tage bin ich im Krankenhaus gewesen, heute bin ich seit zwei Wochen wieder zu Hause. So weit ich das bisher beurteilen kann, ist der Eingriff gut verlaufen, jedenfalls funktioniert alles Behandelte besser als vorher.
Frei von Komplikationen war das Ganze trotzdem nicht. Auf jedem Abschnitt der Etappe gab es etwas, das nicht geplant war, bis dahin, dass sich zu Hause die äußere Naht entzündet und komplett geöffnet hat. Da man eine Entzündung nicht einfach wieder zunähen kann, muss die Wunde jetzt „von selbst“ heilen. Ich soll in der Zeit möglichst wenig herumlaufen und weil sitzen auch noch nicht geht, liege ich also im Bett – von der Ärztin auf Sitzbäder und eine lange Heilungszeit eingeschworen. Da ich körperlich und seelisch immer noch sehr erholungsbedürftig bin, empfinde ich das trotz der Umstände bisher nicht als Bürde.

Frau K. hat wie besprochen das Auto mitgenommen, damit ich erst gar nicht auf dumme Ideen komme und um mich einmal die Woche zu besuchen. Dann erledigt sie die Dinge, die ich zurzeit nicht selber machen kann: Kauft ein, was nicht geliefert wird, bringt die schwere Mülltüte mit dem Katzenstreu raus und fährt den #NeoKater und mich zu den jeweiligen Ärztinnen. Als Tochter und ausgebildete Krankenpflegerin ist sie mir auch eine große moralische Unterstützung. Ansonsten igele ich mich gerade völlig ein. Gestern ließ ich mir von Amazon einen Klapptisch fürs Bett bringen, mit schräg verstellbarer Mittelplatte für Bücher oder Notebook. Mal sehen, was damit anzufangen ist. Solange ich nicht besser sitzen kann, wird das nicht viel sein und das Macbook auf den hochgezogenen Knien ist auch bequemer. Doch ich experimentiere noch oder bin ohnehin zu müde.
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