Wenn der Superintendent sein Jahresdienstgespräch hatte, kam der Präses zum Termin in den Kirchenkreis. Dafür reichte es nicht, dass die Sekretärin wie sonst auch belegte Brötchen oder Teilchen vom Bäcker auf dem vorhandenen Geschirr servierte. Statt dessen wurden zwei belegte Brötchen, eins mit Wurst, eins mit Käse, bei einem Caterer bestellt. Er brachte das Backwerk in Hälften geteilt und mit etwas Salat dekoriert auf einem silbernen Tablett. Eine Stunde später traf der Präses ein, wie üblich mit Chauffeur. Der wartete auf dem Parkplatz hinter der Superintendentur und bekam nicht mal einen Kaffee angeboten.
Ein paar Jahre später wurde Franziskus Papst und scherte sich erstmal gar nichts um den ganzen Firlefanz, der offenkundig auch mit hohen geistlichen Ämtern einhergeht. Er schlief weiter im Gästehaus Santa Marta statt im Apostolischen Palast und traf lieber Geflüchtete und Gefangene als Großkopferte aus Politik und Kirche. Nach einiger Zeit schwappte das Vorbild Franziskus‘ sogar auf die evangelische Kirche über. Landauf, landab wurde bekräftigt, wie sehr man gerade im Protestantismus die Tugenden der Bescheidenheit und Barmherzigkeit pflegte und dem Papst daher nur beipflichten könnte. Für mich klang das eher, als wären da einige völlig unerwartet aus sichrem Schlaf geweckt worden. Ausgerechnet vom Vatikan.
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