Twitterfavs: Die Reformationsausgabe

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Florilegium

Jetzt hauen alle ihr Resümee zum Reformationsjubiläum raus. Ich nicht, keine Lust. Es ist ja alles gesagt, mittlerweile sogar von jedem. Außerdem geht mir diese versnobte Larmoyanz auf den Wecker, als wären es tatsächlich die Kulturangebote, die in der Lutherdekade zu kurz gekommen wären. Darum hier lieber die Links, die ich besonders mochte. Das hebt die Stimmung und spiegelt meinen Punkt:

Einen großartigen Text schrieb Hanna Jacobs über das „betuliche Frauenbild der alten Reformatoren“, das bis heute wirkt.

Philipp Greifenstein zieht in der Eule Bilanz zum Reformationsjubiläum, wie gewohnt aus linker Perspektive, mit vielen weiteren Links, dezent bösartig und sehr klug.

Klug ist auch, was Schibulska in ihrem Blog historisch entfaltete: „Jede Epoche bekommt das Reformationsfest, das sie verdient.“ Wie wahr.

Mir selbst lag das Thema Luther und der Antisemitismus besonders am Herzen. Rafael Korenzecher hat die Judenfeindlichkeit der evangelischen Kirche von ihrer Gründung an bis heute aufgereiht.

Hannes Leitlein bekommt eine Ahnung, was jenseits dünkeliger Klagegesänge beim Reformationsjubiläum zu entdecken gewesen wäre.

Der Film über Katharina Luther steht noch bis zum 4. November 2017 in der ARD-Mediathek.

Auch Gotthilf Fischer mit seinen Chören kann man gar nicht genug für sein Lutherlied (Auszug) danken. Volksmusik nannte man das früher.

Und weil es mich so berührt hat, noch einmal das in sich gekrümmte Herz.

Update vom 30.10.2017: Offenbar liegen die Texte von Hanna Jacobs und Hannes Leitlein hinter einer Paywall, was mir nicht klar war. Ich bedanke mich daher für den Hinweis von Frank H.-G., denn ich möchte hier (künftig) keine Artikel verlinken, die man nicht frei lesen kann.

Josel von Rosheim

Ich würde glatt wetten, dass die Meisten diesen Namen noch nie gehört haben. joselganz.jpg
Selbst kenne ich ihn auch erst seit dem letztem Herbst. Da erzählte mir ein Kollege in der Gemeinde, dass er eine Ausstellung über diesen Mann plant:
Josel von Rosheim war ein elsässischer Rabbiner zu Zeiten Luthers und als solcher erst lokal und schließlich reichsweit unterwegs, um Konflikte zwischen Juden und Christen zu schlichten, Verträge auszuhandeln und politische Strukturen zu schaffen, in denen Juden möglichst gefahrlos leben konnten. Er und Luther haben sich vermutlich gekannt, es gibt einen Brief Luthers, der Josel ausgesprochen freundlich anredet, um ihm wenige Sätze später jede Unterstützung zu verweigern.

Darum ging es uns nämlich: Wir feiern im Lutherjahr 500 Jahre Reformation in allen Facetten, die der Protestantismus hergibt, aber Luthers Antisemitismus wird unter den Tisch gekehrt, damit er niemandem die Festlaune verdirbt.
Mein Kollege, schon länger im jüdisch-christlichen Dialog unterwegs, wollte das nicht mitmachen und holte deswegen die Ausstellung über Josel erstmalig ins Ruhrgebiet, also nach „Norddeutschland“. Als ich das hörte, stieg ich mit ein.

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