„Mein Herz wird weit“

Vor knapp 20 Jahren habe ich das letzte Mal gefastet. Damals war ich in einer Gemeinschaft, wo das fast alle gemacht haben, es war normal. Als ich die Gemeinschaft verließ, hat sich mein Fasten und vieles andere verloren. Nicht, dass es in den Ortsgemeinden keine Angebote für die Passionszeit gäbe, aber für mich privat war eben nichts dabei. Den Fastenkalender der Aktion „7 Wochen Ohne“ lernte ich zwar später kennen, geändert hat das trotzdem nichts.

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Doch dieses Jahr faste ich wieder, zumindest will ich es versuchen. Anlass ist, wie bei so vielen Sachen in letzter Zeit, wieder einmal Twitter. Hier habe ich in den letzten Jahren Leute gefunden, bei denen ich mich verstanden fühle. Und als dann im vorigen Jahr eine beträchtliche Menge meiner Timeline (das sind alle, bei denen ich mitlese, einige davon „kirchenfern“) anfing zu fasten, war klar, dass ich nächstes Mal mit dabei sein wollte.

Der Fastenkalender dient also dieses Jahr nicht nur als dienstlicher Materialkoffer und zur Erbauung, sondern gibt einen Rhythmus vor. Darum steht er auch im Bad. Da kann ich direkt morgens den Tagestext lesen und zwischendurch immer mal wieder, ohne dass es Ausreden gibt. Wobei nicht nur die Tage, sondern auch die Wochen Themen tragen: „Mein Herz wird weit“, wie in der Überschrift, ist das erste von ihnen. Die täglichen Kalenderblätter habe ich fotografiert.

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Natürlich lege ich mir auch einen Verzicht auf:
Alkohol, Fastfood, Süßig- oder Salzigkeiten fallen, so lautet der Plan, bis Ostern weg. Das mache ich jetzt seit Aschermittwoch, also seit vier Tagen, zu meiner Belustigung begleitet von den selben Symptomen, die mich schon damals in der Startphase überkamen. Man könnte auch sagen, ich werde völlig hysterisch ein wenig unruhig. Die Torte in der Bäckerei, die mich monatelang nicht interessierte, wird jetzt zum Erweis meiner Süchte, Suchtverlagerungen, Neurosen, was auch immer. Aber da ich das aus früheren Zeiten kenne, versuche ich cool zu bleiben.

Geistlich gehe ich die Dinge gelassener an. Der Kalender als Impuls reicht erstmal. Mir schweben zwar ein paar weitere Dinge vor, aber das muss ich noch bebrüten. Man soll ja auf seinen Bauch hören, bereits das ist eine geistliche Übung.
Der Fastenkalender jedenfalls geht in Siebentagesschritten von Mittwoch zu Mittwoch, während im Juden- und Christentum die Woche mit dem Sonntag beginnt. Mir ist letzteres näher. Darum ist für mich heute, am Samstag Abend, bereits die erste Woche rum. Ich bin noch am Ball.