Palmarum

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Der Sonntag und ganz allgemein der Tag beginnt gemäß Gen 1,5b an seinem Vorabend. Ich nahm darum an der Vorabendmesse in der Südstadt teil, wo ich einen neuen Palmzweig für mein Kruzifix bekam und gleich im Anschluss einen Döner als Sonntagsspeise aus dem Laden nebendran. Der schmeckte superlecker, aber während der Zubereitung auf die Pommes für die anderen Gäste zu schielen, hat mich schon ein paar Nerven gekostet. Das ist jedes Jahr eigenartig: Im Grunde fällt mir der Verzicht nicht besonders schwer, im Gegenteil macht mir das überlegte Kochen sogar Spaß. Außer in der letzten Woche, die ist immer schwierig und dauert gefühlt so lange wie die halbe Fastenzeit. Denn trotz maßvoller Ausnahme jeden Sonntag bleiben Alkohol, Pommes, Knabberzeug und Schokolade tabu.

Doch das ist beinahe geschafft, zumindest teilweise. Nach Ostersonntag geht es mit dem Fasten abgemildert weiter. Durch die Ernährungsumstellung nach Invocavit (zweite Woche) nahm ich etwa acht Kilo ab. Das darf gerne noch etwas mehr werden. Ich habe zwar Blutwerte wie ein junges Mädchen, aber das war eben nicht die einzige Untersuchung.

Noch einmal zum Arzt musste ich glücklicherweise nicht. Der Krankengymnast war bei meinem ersten Termin hinter mir über das Pedal der Behandlungsliege gestolpert und ich hatte mich reflexhaft umgedreht, um ihn aufzufangen. Zusammen mit der Vorsorge, die auch das eine oder andere angetriggert hat, habe ich mir da wohl etwas verzogen. Nachdem ich mich aber diese Woche geschont hatte, klangen die Schmerzen von selbst wieder ab.

Darum kann ich jetzt sagen, dass es ausgekommenDh_dLsCa.jpg-medium ist, im Vorjahr nicht gefastet und mir die ausstehenden Arzttermine für diese Passionszeit vorgenommen zu haben! Das letzte Jahr, mein erstes auf der neuen Stelle in Ostwestfalen, war in vielerlei Hinsichten verrückt, bisweilen überbordend, der Einstieg aus strukturellen Gründen nicht leicht. Das Vertrauen des Supervisors, dass sich das schon einpendeln würde, war größer als meins.
Zwei Dinge möchte ich darum aus den letzten Wochen mitnehmen: Die Gewissheit, dass ich das hinkriege und einen guten Teil zur Beruhigung der Situation beitragen konnte. Ich brauche dabei keine Heilige zu sein oder jedenfalls nicht heiliger als unbedingt nötig. Wie das ohne schlechtes Gewissen gehen soll, muss ich trotzdem noch genauer herausfinden.
Außerdem fühle ich mich in meiner Überzeugung bestärkt, dass gelebte Frömmigkeit den ganzen Menschen in Körper, Seele und Geist umfasst. Das schließt Arztbesuche mit ein sowie die Einsicht, in Bezug auf das Älterwerden das nächste Level freigeschaltet zu haben.

Darüber hinaus bete ich nach wie vor regelmäßig bei der #twomplet mit und vor und höre mich seit Anfang des Jahres bei ERwartet durch die ganze Bibel. Das ist in seiner klassischen Verbindung aus Stundengebet und Schriftbetrachtung für meine persönliche Glaubenspraxis genau das Richtige. Der Fastenkalender von 7 Wochen Ohne war dazu eine schöne Ergänzung. Ich hatte ihn zum dritten Mal dabei und er hat jetzt seinen Platz in meinem Fastenrhythmus gefunden, auch wenn er nicht so im Vordergrund stand. Die ausgewählten Texte und Meditationen gefielen mir in diesem Jahr sehr.

rRT0AORw.jpg-mediumAm Ostersonntag nach den Gottesdiensten beginnt mein Urlaub. Je nach Laune und Wetter plane ich mein Osteressen im Römertopf oder auf dem Grill zuzubereiten. Das Fastenbrechen steht abends an: Ich möchte eine Flasche frisch gelieferten Wein öffnen, dazu eine kleine Handvoll Russisch Brot und Lakritzfische essen. Die hatte ich mir von meiner letzten Presbyteriumsandacht über die Speisung der 5000 (Joh 6,1-15) aufgehoben. Zudem fand ich in der Bäckertüte drei Portionspäckchen Nutella. Ich sah nur, wie die Verkäuferin etwas hineinlegte und hatte an Werbung gedacht. Zum Auspacken verwahre ich außerdem ein kleines Geschenk der Gemeindesekretärin und das Bärenbuch von Kiki, das am Mittwoch ankam. Das ist alles zusammen schon fast wie Weihnachten, Menschwerdung, der selbe Rhythmus.

Ab Ostern sind Wein und Gin wieder erlaubt; der Rest bleibt vorerst, wie er ist, mit maßvollen Ausnahmen am Wochenende. Und Urlaub ist Urlaub. Der geht etwas länger als die Osteroktav. Ich habe vor, ein paar Tage zu verreisen, es ist alles sehr aufregend. Endlich ist die siebte Woche um. Der Herr steht auf!

Der Menschensohn muss erhöht werden, damit alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben. Joh 3,14b-15

Iudica
Laetare
Oculi
Reminiscere
Invocavit
Esto mihi