Was bisher geschah

Nachdem ich im Januar von allem zu viel hatte, war der Urlaub Anfang Februar ziemlich träge und unspektakulär, ich war zu platt für irgendwas. Aber dass ich seit dem wieder jede Woche zur Wassergymnastik gehe, ist ein Segen. Außerdem begann ich wieder, täglich mein Arbeitspensum zu notieren und sprach an, was anzusprechen war, wenn ich damit auch noch nicht ganz fertig bin.

Und dann ist Krieg. Mir fällt nichts Kluges ein, was ich über die Ereignisse schreiben könnte, darum lasse ich es sein, ob vorerst oder grundsätzlich, weiß ich noch nicht. Statt dessen mache ich mit Corona weiter, was auch irgendwie merkwürdig ist. Ich gebe mir Mühe, ein anständiges Leben zu führen und habe ein schlechtes Gewissen.

Zu Covid gehört, dass es manche Entwicklungen beschleunigt. So rufen Obdachlose und Menschen in finanziellen Nöten jetzt mit dem Handy an, um ihre Anliegen zu schildern. Wie bei den Geflüchteten zeigt sich, dass das Smartphone mittlerweile zum Grundbedarf gehört und selbst in sehr prekären Lebensverhältnissen unverzichtbar ist, um das Leben zu organisieren.

Auch an anderen Stellen verändern sich die Gebräuche. Nahm der Gemeindegesang bei Beerdigungen bisher langsam, aber stetig ab, sind wir damit jetzt mindestens zur Hälfte durch. Statt dessen wird Musik aus der Konserve mitgebracht. Die Sänger:innen stellen sich mittlerweile darauf ein und veröffentlichen geeignete Lieder. Neustes Beispiel ist der „Luftballon“ von Helene Fischer.

Obwohl ich Gesangbuchlieder besser finde als Musik aus der Box, habe ich nichts dagegen. Die dünkelhafte Unterscheidung zwischen E und U ist mir ohnehin fremd, wobei mir deswegen nicht jedes Lied und jeder Text automatisch gefallen. Ich finde die extra komponierten Trauerlieder oft nur geeigneter als die Lieblingslieder der Verstorbenen. Deren emotionale Intensität überfordert die Angehörigen bei einer Trauerfeier schnell. Diese Songs zu Hause zu hören und für die Beerdigung etwas auszusuchen, das nicht so mit Erinnerungen aufgeladen ist, ist häufig der bessere Weg. Das zu besprechen und im Zweifel ein Stück von der Lieblingsplatte, aber nicht das Lieblingslied zu nehmen, leuchtet den Angehörigen mittlerweile schnell ein. Zunehmend bringen die Leute aber auch ohne vorherige Beratung passende Liedwünsche mit; der gesellschaftliche Lernprozess ist spürbar. Die Orgelmusik zum Eingang und beim Auszug wird immer noch gerne beibehalten. Und wenn es trotzdem ein besonderes Lieblingslied sein soll, wird es selbstverständlich gespielt.

Das Hörgerät gehört (Haha!) mir seit zwei Wochen auch offiziell. Der neue HNO brauchte kaum zwei Minuten, um sich von der Notwendigkeit zu überzeugen: Ein Blick auf das Blatt mit meinen Ergebnissen, das die Akustikerin mir mitgegeben hatte, ein weiterer in meine Ohren und das war’s. Ich war schon wieder auf dem Weg nach draußen, als ich der MFA erzählte, wie furchtbar es hingegen bei der einen HNO im Herbst war. Sie ließ mich dann wissen, dass ich hier dafür eine ausgezeichnete Akustikerin erwischt hätte. Wenn jetzt nichts mehr dazwischenkommt, muss ich dort allerdings erst Ende Juni wieder hin.

Außer dem Hörgerät hatte ich mir von der Akustikerin noch ein Paar Gehörschutz-Stöpsel anfertigen lassen. Eigentlich zum Schlafen gedacht, brauche ich sie immer für längeres Zugfahren, weil mich die Geräusche der anderen Fahrgäste so nerven. Und wenn ich schon zu einer Akustikerin gehe, kann ich mir bei ihr auch richtigen Gehörschutz besorgen, statt weiter diese Schaumstoff-Dinger aus der Drogerie zu nutzen.

Auf Twitter ist wieder ein Follower gestorben, den ich sehr mochte. Wir teilten ein humorvolles Interesse an guter Musik und Schlagern. Ein Tweet von mir am 1. Weihnachtstag zu einer Sendung mit Sketchen von Peter Alexander war sein letzter Like. Als ich merkte, dass ich auch sonst länger nichts von ihm gelesen hatte, fing ich an ihn zu suchen. Ich fand einen Nachruf, der die Todesursache kaum verbergen wollte. Ach Volker, das ist so schade.