Seit dem 12. November weiß ich, dass der #NeoKater erblindet ist. Schon in der Woche davor waren dem Nachbarskind seine riesigen Pupillen aufgefallen, groß wie bei Sailor Moon. Da er in einem abgedunkelten Raum saß, hatte ich mir nichts dabei gedacht, doch schließlich fügten sich zunehmend mehr Puzzleteile ineinander und es wurde immer klarer. Dazu ging es dem #NeoKater richtig schlecht, er wurde regelrecht apathisch.

Ich ging vom schlimmsten aus und nahm mir an jenem Samstag bewusst Zeit, mich damit auseinanderzusetzen und um dem #NeoKater Raum zu geben, zu Hause zu sterben, wenn es denn so sein sollte. Doch er fraß trotzdem gut und als die Situation am Sonntag Morgen unverändert war, fuhren wir zum Notdienst in die Tierklinik.
Dort zeigte sich, dass der #NeoKater buchstäblich auf 280 war, normal wäre bis zu 160 gewesen (bei Katzen wird nur der obere Wert gemessen). Durch zu hohen Blutdruck löst sich bei Katzen häufig die Netzhaut ab, was zur Erblindung führt, beim #NeoKater durch den hohen Wert zusätzlich verbunden mit Einblutungen in den Augen.
Ursache dafür ist sein hohes Alter, mit über 17 Jahren ginge er als Mensch auf die 90 zu. Seine Blutwerte als Hinweis auf weitere organische Ursachen sind hingegen völlig in Ordnung. Er bekommt jetzt jeden Vormittag anderthalb Tabletten Amlodipin und auch was seinen Allgemeinzustand betrifft, konnte mich die Ärztin beruhigen: Natürlich ging es ihm zuerst schlecht. Er musste halt medikamentös richtig eingestellt werden. Dann ist es bei Katzen aber so, dass sie sich durch Gehör, Nase und Schnurrhaare auch blind gut zurecht finden können. Manchmal kommt das Sehvermögen teilweise zurück.
Heute, etwa drei Wochen später, hatten wir wieder einen Termin in der Tierklinik, den dritten mittlerweile. Ich hatte ja ohnehin vor, die Praxis zu wechseln und da die Klinik ebenfalls über ein separates Katzen-Wartezimmer verfügt und unsere seit dem Notdienst zuständige Tierärztin den Schwerpunkt Augenheilkunde hat, bin ich mit dem #NeoKater dort geblieben.
Mittlerweile geht es ihm besser, die Pupillen sind nicht mehr so riesig, die Dosis und der Medikamentenspiegel stimmen. Gleichwohl ist er durch die Erblindung um vieles langsamer und ruhiger. Ich bemühe mich, zu Hause keine unerwarteten Hindernisse aufzubauen und wenn nötig akustische Signale zu geben. Außerdem muss ich darauf achten, dass er nicht mehr wegspringt, wenn ich angerauscht komme, sondern sitzenbleibt oder nicht sieht, wenn ich plötzlich die Tür schließe. Der #DiätKater lässt ihn glücklicherweise meistens in Ruhe. Aber der #NeoKater sichert sich zwischendurch auch dadurch ab, dass er an Orte geht, die den #ZweiHerren eigentlich verboten sind, wie die Anrichte in der Küche oder der Wohnzimmertisch, weil er weiß, dass der #DiätKater dort in der Regel nicht hinkommt.
Als ich den #NeoKater vor acht Jahren aus dem Tierheim holte, kannte er kein einziges Kommando, obwohl er bereits 9 Jahre alt war und bisher als Hauskatze bei einem Ehepaar gelebt hatte. Ich habe nicht alles ausgleichen können, trotzdem macht sich meine Erziehung jetzt bezahlt. Ich merke, wie genau er an meiner Stimme erkennt, was ich von ihm möchte. Auch Kommandos befolgt er jetzt sicherheitshalber sofort, ohne erst ein paar katzentypische Pirouetten zu drehen. Ich bin trotzdem immer noch unsicher und hoffe, dass ich mitkriege, wenn er sich wieder schlechter fühlt oder es nicht mehr weiter geht.

Am 1. Advent hatte mich der Organist der Gemeinde, in der ich in meinem ersten Jahr hier Dienst tat, zum Adventskonzert eingeladen. Anlass war das Klavier meines verstorbenen Vaters. Ich konnte es nach meinem Umzug ganz selbstverständlich und unbürokratisch dort im Gemeindehaus unterbringen, bis sich eine Lösung finden würde, auch als ich schon in die Nachbargemeinde gewechselt war. Nun hat es endlich eine neue Heimat gefunden und zwar in der wunderschönen Kirche eben der Gemeinde, in der es ohnehin schon stand. Frisch gestimmt kam es am 1. Advent zum ersten Mal bei einem Konzert zu Gehör. Aufgeführt wurde Advents- und Weihnachtsmusik von Bach und aus der französischen Romantik für Sopran, Geige und Klavier. Ich durfte neben dem Organisten in der ersten Reihe sitzen und bedankte mich hinterher bei ihm und den Musiker:innen und erzählte ihnen kurz die Geschichte.

Ansonsten genieße ich die Ruhe und die frühe Dunkelheit. Der Urlaub Anfang November war erholsam, was auch nötig war. Ich brauchte bis weit in die zweite Woche hinein, bis ich ganz abschalten konnte. Zwei Mal zuvor hatte ich mir zu viel vorgenommen und mir das auf meinem geistigen Merkzettel notiert. Zum Bogenschießen in Münster bin ich leider nicht gekommen, dort war wegen Corona geschlossen.
Seit Mitte November sind die Abrechnungen für Strom und Gas mit den neuen Abschlägen da. Die Erhöhung der Heizkosten beträgt 125 %. Das bedeutet rückwärts gerechnet und zusammen mit einem Zwischenschritt im Spätsommer, dass ich vor einem Jahr monatlich ungefähr zwei Drittel weniger bezahlt habe. Da ich keine Frostbeule bin und nur wenig heize, ist der Betrag jetzt in etwa so hoch, wie er für meine Wohnung eigentlich wäre. Das kann ich verschmerzen, viel Geld ist es aber trotzdem.
Mastodon hat sich mittlerweile bei einem Großteil meiner Bubble etabliert. Ich bin mit dabei, wenn auch ganz anders kuratiert als auf Twitter. Ich lehne mich eher an Facebook an, folge zurück und meide kontroverse Themen. Trotzdem oder gerade deswegen ist mir Twitter immer noch lieb und ich bin dort weiterhin häufig. Noch fehlt mir darum ein rechter Rhythmus und ich weiß hüben wie drüben noch nicht, wie das mit den Inhalten werden soll, weder mit meinen noch mit denen von anderen Leuten.