
Heute bin ich auf der Sparrenburg gewesen. Dort war ich nämlich noch nicht, dabei ist sie das Wahrzeichen der Stadt. Berühmt sind vor allem die Kasematten, sodass ich vorher ein Ticket für eine Führung gebucht hatte. Da ich in diesem Urlaub immer schon recht früh fit war, entschied ich mich gleich für den ersten Termin mittags um zwölf. Tatsächlich wurde ich morgens um halb sechs wach, doch nach Klo und einem Schluck Tee schlief ich noch einmal ein bis halb elf. Wo ist die senile Bettflucht, wenn man sie braucht?
Ich warf mich also in die Klamotten, machte mir schnell ein halbes Bütterchen und einen Becher Wasser, damit mein Magen nicht völlig leer war und zog los. Treffpunkt war der Brunnen am Turm (1), das stand auf der Eintrittskarte. Die Kasematten sind nur teilweise und dieser Teil auch nur im Sommerhalbjahr geöffnet. Das liegt daran, dass in den Gewölben eine große Anzahl Fledermäuse wohnt. 15 von 20 Arten, die in NRW heimisch sind, wurden hier schon gesichtet, wovon manche das ganze Jahr und andere nur gelegentlich auf der Burg leben. „Darunter auch so seltene Arten wie die Bechstein-Fledermaus und das Große Mausohr. Aufgrund ihrer herausragenden Bedeutung für die Säugetiere gehört die Burganlage zu diesem europaweit zusammenhängenden Netz von Schutzgebieten“, las ich auf einer Schautafel mit dem Jahreszyklus der Fledermäuse (2) nebendran. Die Burg steht also quasi unter Naturschutz, was ich sehr sympathisch finde.
Dann ging es steil abwärts ins Innere der Burg hinein. Die Kasematten wurden zur Verteidigung, als Lager für die Söldner, als Vorrats- und Backraum (3) genutzt. Die Guide erläuterte, wie das ablief und wie es mit dem Gesamtleben der Burg in Angriffs- und Friedenszeiten zusammenhing. Anders gesagt muss man die Situation sowohl in als auch über den Gewölben verstehen, um eine Vorstellung vom Leben auf der Burg zu bekommen. Gut preußisch waren über die Jahrhunderte reichlich Akten und Rechnungen abgeheftet worden, in denen Einzelheiten präzise dokumentiert wurden und darum heute rekonstruiert werden können. So ließ sich die feine mittelalterliche Herrschaft schon damals Miesmuscheln von der Nordseeküste liefern.
Dass eine Burg der Verteidung dient, wusste ich, aber wie sie das eigentlich macht, konnten wir während der Führung genauer erfahren. Es war nämlich so, dass, Sicherheit hin oder her, nur die Herrschaft über die Zugbrücke eintreten durfte. Für Gesinde und Söldner gab es am Fuße der Burg einen Dienstboteneingang (4). Was sich der Architekt alles einfallen ließ, um diese Schwachstelle abzusichern, hat mich wirklich beeindruckt. Vereinfach gesagt ist der Weg nach innen durch schwere Zwischentüren und eine Krümmung für das Schwungholen mit Rammböcken kaum geeignet, dazu kamen weitere Fallen bis hin zu glühend heißem Sand. Es ist darum nie gelungen, die Burg durch diesen Eingang zu stürmen.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Sparrenburg zehn Mal belagert. Eingenommen wurde sie dabei nie, aber eingekesselt, sodass man nicht raus konnte, um Lebensmittel zu holen. Fünf Mal musste man sich ergeben, fünf Mal zogen die Feinde wieder ab.
Dass sie heute so schmuck (5) ist, liegt an der Burgenromantik Mitte des 19. Jahrhunderts, die ihr den klassischen Ritterburgturm verschaffte, am Wiederaufbau nach einem Bombenangriff in zweiten Weltkrieg und restaurativen Arbeiten bis in unsere Zeit.
Heute ist die Burg ein beliebtes Ausflugsziel mit Veranstaltungen, Kiosk und Restaurant. Dort bin ich nach der Führung eingekehrt. Da ich eine sehr solide Urlaubswoche hinter mir habe und kaum gefrühstückt hatte, bestellte ich mir einen „Sparrenbörger mit Pommes“ und Mayo, dazu eine Tasse Tee (6). Der Burger war großartig und innen leicht rosa, denn ich war gefragt worden, ob ich das Patty medium oder durchgebraten möchte.
Anschließend machte ich einen Verdauungsspaziergang: Zuerst über das Gelände der Burg, wo man freigelegte Bauschichten (7) und beim Blick in die Täler sehr viel Aussicht und die Stadt (8) betrachten konnte. Dann ging ich außen einmal um den Fuß der Burg (9) herum. Wie groß die gesamte Anlage ist, konnte ich hinterher auch auf dem Handy sehen: Ich war während meines Ausflugs auf den Sparrenberg 3,8 km gegangen.