Öffentlichkeitsarbeit kann doch jeder – das zumindest glauben die meisten PfarrerInnen. Wer eine Predigt schreiben kann, kann schließlich auch Pressearbeit, oder? Nun versetzt der Glaube bekanntlich Berge. Trotzdem sind für gute Öffentlichkeitsarbeit noch ein paar andere Dinge wichtig. Aber da Sie das als PfarrerIn ja wissen, kann ich folgendes selbstverständlich voraussetzen:
1. Sie kommen niemals auf die Idee, die Presse erst zwei Tage vor einem Termin einzuladen. Schließlich wissen Sie aus eigener Erfahrung, wie blöd das ist, wenn in einer vollgepackten Woche auch noch eine Beerdigung vom Himmel fällt.
2. Wenn Sie der Pressepfarrerin einen Artikel mit der Bitte um Weiterleitung zukommen lassen, fragen Sie nicht erst umständlich, ob Sie vielleicht noch ein Foto mailen sollen. Nein, Sie haben es selbstverständlich sofort mitgeschickt und zwar inklusive der Bildunterzeile, in der steht, wer oder was auf dem Bild zu sehen ist.
3. Obwohl Sie nicht erfreut sind, wenn JournalistInnen bei Ihrem Thema etwas Falsches schreiben, bleiben Sie gelassen. Als PfarrerIn wissen Sie schließlich, wie man sich in einem Job fühlt, in dem jeder Fehler öffentlich sichtbar ist.
4. Sie kommen nicht im Traum auf die Idee, Ihre Veranstaltungsankündigung mit einem PS zu versehen, in dem Sie darauf hinweisen, dass Datum, Uhrzeit und das Wort „Losbude“ unbedingt gedruckt werden müssen, weil man den Text sonst nicht versteht.
5. Darüber hinaus wissen Sie, dass die Pressepfarrerin Ihre Kollegin ist und daher immer im Interesse der Kirche arbeitet und nicht für finstere Mächte und Gewalten.
6. Wenn Sie Kontakt zu einer Redaktion aufnehmen, weil in Ihrer Gemeinde ein wichtiges Thema ansteht, rufen Sie natürlich nicht die ChefredakteurIn an. Vielmehr wenden Sie sich direkt an die zuständige JournalistIn für Kultur, weil die sich mit der Materie viel besser auskennt und das in der Redaktionskonferenz entsprechend zu vertreten weiß.
7. Sie finden es taktlos, an Wortwahl und Rechtschreibung einer halbfertigen Pressemitteilung herumzumäkeln. Sie wissen schließlich, dass sich auch eine Pressepfarrerin vom Rohbau zum Feinputz durcharbeitet.
8. Sie rufen nicht bei den Medienleuten der Landeskirche an, um sich dann zu wundern, dass nichts passiert.
9. Noch nie haben Sie der Pressepfarrerin das Notebook aus der Hand gerissen und einfach selber weitergetippt.
10. Sie gehen davon aus, dass gute Pressearbeit nicht irgendwelchen Medienmogulen dient, sondern den Leuten in Ihrer Stadt, die Sie Sonntags in der Kirche sehen möchten.
Alles klar?