Eigentlich hatte ich geplant, den ganzen Fastensonntag im Bett zu verbringen (ich hatte frei) und nur aufzustehen, um mir etwas zu essen zu besorgen. Doch dann meldete sich die Wanderfreundin. Wir machten einen großen Spaziergang und anschließend ging’s eine Stunde Aquajoggen. Auf dem Weg nach Hause fuhr ich schließlich beim Vietnamesen vorbei, um mir Ga Chien, gebackenes Huhn, zu holen.
Die Krönung dieser Woche waren jedoch Donnerstag und Freitag: Der 30. und 31. Fastentag. Es ist nämlich so, dass ich mir zu Beginn der Fastenzeit zwei Etappenziele gesetzt hatte.
Ich wollte wenigstens eine Woche schaffen und wenn das klappt, mindestens einen Monat. Das habe ich erreicht. Zwar mache ich weiter, aber ab sofort „freiwillig“. Und ja, in meinem Hirn ergibt das Sinn.
Bisher ist mir das Fasten recht leicht gefallen. Das ist auch gut so, denn ähnlich wie beim Rauchstopp ist der eiserne Wille meine Sache nicht. Appelle in diese Richtung machen mir sogar Angst. Bei mir funktioniert das eher wie eine Entscheidung für einen Zeitraum, den ich regelrecht betrete, fast wie eine neue Sphäre mit angelehnten Türen zum Davor und Danach. Mehr als ein paar kleine Sequenzen der Sehnsucht (und damals beim Nikotin noch zwei, drei hartnäckige, aber handhabbare Grundthemen) kommen da nicht vor.
Was das für die Osterzeit und überhaupt die Zeit nach dem Fasten bedeutet, wüsste ich selber gerne. Früher war es so, dass der veränderte Ernährungs- und damit Lebensrhythmus einen Großteil des Jahres über trug, dabei stetig abnahm, bis er pünktlich zur nächsten Fastenzeit dahin war. Dann ging es von vorne los. Und auch wenn die Fastenzeit bisher lief wie vor zwanzig Jahren, mich voreilig darauf einrichten möchte ich nicht.
Trotzdem geht der Blick zunehmend nach vorn; gedanklich pendele ich zwischen den Extremen: Ich werde alles beibehalten, wie es war, wer braucht schon Alkohol, Pommes, Knabberkram? Oder Sieben Wochen Ohne haben gezeigt, was ich kann und jetzt her damit, also mit allem.
„Hier ist Platz“ ist darum ein passendes Wochenthema, wenn der Fastenkalender mit Meditationen über Flüchtlinge auch einen ganz anderen Weg beschreitet als ich. Also schaue ich ihn morgens wie gehabt gerne an und doch sind wir inwendig wieder getrennt. Verzeihen und da drumherum Platz zu haben, das war die Kreuzung, an der ich abgebogen bin. Auf dem Weg werde ich bleiben.
Fünfte Woche rum, Land in Sicht.