Für heute schlug das Perikopenbuch einen Predigttext aus dem Korintherbrief vor und am Donnerstag feiern wir im Altenheim einen Gottesdienst, in dem die neuen Mitarbeiter_innen gesegnet werden.
Korinthertext und Segen passen gut zusammen und da mir die Alten- und Krankenpflege sehr am Herzen liegt, hier meine Predigt vom Sonntag und für Donnerstag:
Liebe Schwestern und Brüder,
mit der Predigt heute habe ich nicht nur die Gemeinde in unseren Kirchen hier und im Nachbarbezirk im Blick, sondern auch das Ev. Altenheim in der Innenstadt. Dort halte ich einmal im Monat Gottesdienst für alle, die kommen möchten, ob evangelisch oder katholisch, da fragen wir nicht nach.
Seit vorletztem Advent ist das so, dass ich dort hingehe, also jetzt seit gut einem Jahr von den anderthalb Jahren, die ich hier bin. Ich weiß noch, als ich damals dort mit dem ersten Gottesdienst anfing, wurde ich von der Leiterin mit einer wunderschönen, dunkelroten Amaryllis begrüßt, die die ganze Winterzeit über auf der Fensterbank in meiner Küche stand und die ich sehr mochte.
Damals hatten wir ausgemacht, wenn ich mich mehr eingefunden habe und mehr eingearbeitet bin, dass wir einmal im Jahr im Gottesdienst die neuen Mitarbeiter_innen im Altenheim segnen, zumindest die, die möchten.
Mit dem nächsten Gottesdienst dort, wie immer am ersten Donnerstag im Monat, steht diese Segnung an. Der Predigttext des heutigen Sonntages ist wie gemacht dafür, zumal der Sonntag im Kirchenjahr die Woche regiert:
„Ich danke meinem Gott allezeit euretwegen für die Gnade Gottes, die euch gegeben ist in Christus Jesus, dass ihr durch ihn in allen Stücken reich gemacht seid, in allem Wort und in aller Erkenntnis. Denn die Predigt von Christus ist unter euch kräftig geworden, sodass ihr keinen Mangel habt an irgendeiner Gabe und wartet nur auf die Offenbarung unseres Herrn Jesus Christus. Der wird euch auch fest machen bis ans Ende, dass ihr untadelig seid am Tag unseres Herrn Jesus Christus. Denn Gott ist treu, durch den ihr berufen seid zur Gemeinschaft seines Sohnes Jesus Christus, unseres Herrn.“ [I Kor 1,4-9]
„Ich danke meinem Gott allezeit euretwegen.“ Wie gerne spreche das den Altenpfleger_innen zu! Sie machen so eine wichtige Arbeit: Pflegen, reden, trösten, versorgen, reichen Essen an und Getränke, helfen abends ins Bett und morgens, so Gott will, wieder heraus.
Wie anspruchsvoll und anstrengend diese Arbeit ist, weiß ich nicht nur als Pfarrerin. Ich habe selbst vor dem Vikariat knapp anderthalb Jahre in der häuslichen Alten- und Krankenpflege gearbeitet und meine Tochter ist Krankenschwester.
Und ja, gute Pflege ist eine Gnade Gottes und eine Aufgabe, die nicht jeder Mensch übernehmen kann. Im Predigttext steht, dass wir unsere Gaben von Christus haben, weil die Predigt, also der Glaube, in uns kräftig geworden ist und dass wir darum alle Gaben haben, die wir brauchen.
Denn auch wenn ich die Alten- und Krankenpflege heute besonders hervorhebe, haben wir viele Gaben unter den Menschen und in der Gemeinde. Auch das steht im Korintherbrief: Die Gemeinde ist wie ein Körper mit vielen Gliedern und jedes Glied hat seine Aufgabe, erst die Vielfalt macht es, dass alles zusammenspielt und sie ist Gottes Geschenk.
Man darf darum, man soll sich sogar fragen: Was kann ich besonders gut? Womit kann ich der Gemeinde dienen? Wenn Paulus dankbar dafür ist, was Gott uns an Eigenschaften geschenkt hat, sollten wir selbst es auch sein.
Und noch einen Schreit weiter: Was Paulus an uns und ich an mir selbst sehe, mag auch für meinen Nächsten gelten, die Menschen, die ich um mich herum habe, in meiner Gemeindegruppe, im Familien- und Freundeskreis:
Wann habe ich jemandem zum letzten Mal ein Kompliment gemacht? Wann habe ich zum letzten Mal jemanden gelobt?
Denn diese guten Gaben und Eigenschaften sind wichtig, weil wir mit ihnen unsere Gesellschaft und Gemeinschaft gestalten, also am Reich Gottes bauen. Und weil wir sie noch ziemlich lange brauchen, nämlich so lange bis Jesus Christus wiederkommt, bis zum jüngsten Tag. Es geht also auch um Durchhaltevermögen und um Geduld.
Wir sollten uns und unsere Gaben darum gut pflegen und auf Gott vertrauen, auch daran erinnert uns Paulus: „Denn Gott ist treu, durch den ihr berufen seid zur Gemeinschaft seines Sohnes Jesus Christus, unseres Herrn.“
„Alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn“, heißt es im Erntedanklied von Matthias Claudius. Das ist gut, weil es bei aller Fürsorge für uns selbst und für andere bedeutet, dass wir uns selbst nicht neu erfinden müssen. Gott hat uns mit unseren Eigenschaften und Kompetenzen in die Welt gestellt, ausgesucht haben wir uns das nicht. Es hängt an ihm und er bleibt dem, was er geschaffen hat, treu.
Zumal es das bei aller Dankbarkeit ja auch gibt, dass man manchmal in den Spiegel guckt und sich fragt, warum muss ich so sein, wie ich bin? Dann kann ich mir immerhin sagen, dass der liebe Gott mich so geschaffen und so gewollt hat.
Von meiner Verantwortung, mit meinen Eigenschaften gut umzugehen und an mir und für andere zu arbeiten, entbindet mich das trotzdem nicht.
Doch kehren wir zur Dankbarkeit zurück, die Paulus empfunden hat, weil er die Gemeinde so reich am Wort und der Erkenntnis fand, also an ihrer Glaubenstiefe. Dieser Glaube stärkt die Gaben, die Gott uns gegeben hat.
Die Alten- und Krankenpflege ist darin für mich ein sichtbares Zeichen. Sie gehört zu unserem Auftrag und zeigt, wie es unter Christen gehen soll: Dass wir uns umeinander kümmern und füreinander sorgen. Die Gesunden für Kranken, die Starken für die Schwachen. Die Pflege macht es uns vor und ist selbst an unsere Fürsorge gewiesen. Denn Gotteslohn allein macht nicht satt. Auch ein angemessenes Gehalt drückt Dankbarkeit aus.
Den Segen spreche ich den Altenpfleger_innen gerne zu, für einen Dienst, auf den wir nicht verzichten können und für den umso mehr gilt, was Paulus sagt:
„Ich danke meinem Gott allezeit euretwegen für die Gnade Gottes, die euch gegeben ist in Christus Jesus, dass ihr durch ihn in allen Stücken reich gemacht seid, in allem Wort und in aller Erkenntnis.“ Amen.