Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt,
bleibt es allein;
wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht.
Joh 12,24
Bergfest, Halbzeit – die Hälfte der Fastenzeit ist um. Gott sei Dank! Wobei es schon schnell gegangen ist, ich kann mich kaum noch an Aschermittwoch erinnern. Trotzdem kann Ostern kommen, je eher, desto besser. Ich bin es leid, den ganzen Tag in der Wohnung zu sitzen: Corona, Schnee, Regen, Winter, Dunkelheit, immer noch Corona… Wenn es draußen heller und wärmer wird, ist es gleich besser und ab heute, wo wir quasi über den Berg sind, können wir jeden Tag mehr darauf hoffen.
Der Sonntag Laetare, auf Deutsch „Freue dich!“ trug deshalb früher die liturgische Farbe Rosa, weil das Violett der Passionszeit mit dem Weiß des Osterfestes bereits durchmischt war. Wer diese Andacht aus der Kirche mitnimmt, bekommt sie daher auf rosa Papier.
Auch das Evangelium für heute (Joh 12,20-24) greift die Ostersehnsucht auf: „Wir wollen Jesus sehen!“ Das sagten Fremde, die in Jerusalem waren, zu den Jüngern und die Jünger sagten es Jesus. Verkündigung funktioniert also auch umgekehrt, in beide Richtungen. Nicht nur wir hören in Gebet oder Predigt auf Gottes Wort, sondern Gott hört auch uns an, wie hier den Wunsch, ihn zu erleben und ihn kennenzulernen.
Folglich antwortet Jesus den Fremden. „Ja, es wird ohnehin Zeit für die neue Welt, die kommen soll.“ Damit meinte er seinen Weg zum Kreuz mit der Auferstehung als Ziel und drückte es so aus: „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht.“
Jesus vergleicht sich mit einem Weizenkorn, das in die Erde fällt und stirbt. Dort bricht es auf und keimt, um etwas Neues zu werden, bis hin zu einer goldenen Weizenähre. Mit Weizen kann man Brot backen. „Ich bin das Brot des Lebens“ (Joh 6,48) sagt Jesus ebenfalls.
Dass diese Bilder vom Weizen und damit vom Brot ausgerechnet in der Halbzeit des Fastens Thema werden, mag uns als Vesper für den weiteren Weg dienen. Dem Tod folgt das Leben, wer hungert, wird satt und wer fastet, darf schließlich feiern. Jesus als Brot des Lebens ist dabei immer mitten unter uns.
Schauen wir darum die Bilder vom Weizenkorn und vom Brot noch einmal genauer an: Nicht nur Jesu Weg, auch Gottes neue Welt wird damit in den Evangelien verglichen. Sie sei wie der Sauerteig, den eine Frau mit Mehl verknetet, bis alles durchsäuert ist (Mt 13,33). Dazu gehören auch unsere Ideen, Wünsche und Gedanken, die ausgesät werden wie Samenkörner. Manche gehen auf, andere fallen auf die falsche Stelle oder werden überwuchert. Trotzdem gibt der Sämann nicht auf, sondern sät, damit etwas wächst (Mt 13,3-8).
Es sind immer kleine Samen oder Körner, aus denen schließlich doch großes entsteht. Hier beim Bäcker gibt es ein Landbrot, das so groß ist, dass ich immer nur ein Viertel kaufe und wie groß sind erst die Felder, auf denen das Korn dafür ausgesät wird.
Kein Wunder, dass mir meine Arbeit oder unser Tun manchmal vergeblich vorkommen, wenn es so viele Weizenkörner oder so viele kleine Schritte braucht. Die Bilder vom Weizen und vom Brot machen Hoffnung, weil Gott versprochen hat, dass das Wachsen nicht aufhört. Aber sie verbergen auch nicht die Mühsal und die Plage, die man auf dem Weg bis zum gedeckten Abendbrottisch hat und das Warten darauf auch nicht.
Im Bild vom Weizenkorn sind viele Gedanken angelegt: Von Kreuz und Auferstehung, vom Brot des Lebens, von Warten und Wegzehrung und von Gottes neuer, schöner Welt. An Ostern werden wir das endlich feiern, doch die Hoffnung darauf leuchtet schon jetzt.
Unser Leben sei ein Fest,
Jesu Geist in unserer Mitte,
Jesus Werk in unseren Händen,
Jesu Geist in unseren Werken.
Unser Leben sei ein Fest,
Brot und Wein für unsere Freiheit,
Jesu Wort für unsere Wege,
Jesu Weg für unser Leben.
Unser Leben sei ein Fest,
Jesu Kraft als Grund unsrer Hoffnung,
Jesu Brot als Mahl der Gemeinschaft,
Jesu Wein als Trank neuen Lebens.
Unser Leben sei ein Fest,
Jesu Wort auf unseren Lippen,
Jesu Güte in unseren Worten,
Jesu Liebe in unseren Herzen.
Unser Leben sei ein Fest
so wie heute an jedem Tag.
Das Licht der Sehnsucht erhelle uns den Weg. Der Baum des Friedens gebe uns Schatten. Die Welle der Liebe trage uns über das Meer. Die Kraft des Lebens lasse uns Wurzeln fassen, dort wo wir sind. Amen.
Meditation für die hiesige Offene Kirche zum Mitnehmen,
Liedtext vom Team Metternich und Kurt Rose, Segen von hier.