Der Herbst ist da, nach einem heißen Sommer Knall auf Fall eingetroffen. Vor zehn Tagen holte ich zum ersten Mal wieder einen Blumenstrauß fürs Wohnzimmer und saß abends drinnen, die Balkontür verschlossen.

Kurz zuvor hatten wir in Ostwestfalen noch zwei drückend heiße Tage, deren Abendstimmung draußen leider von einer ununterbrochen lautstark telefonierenden Nachbarin zerschossen wurde. Da das nicht das erste Mal war, formierte sich nicht nur bei mir mittlerweile entschiedener Widerstand.
Es gibt eben Umstände, die braucht man so nötig wie Fußpilz. Das weiß ich auch deswegen so genau, weil ich mir Ende Juni einen aus Rom mitgebracht hatte. Der hielt sich hartnäckig über den ganzen Sommer und schälte die Haut zwischen meinem linken Zeige- und Mittelzeh schichtweise wie eine Zwiebel. Irgendwann bat ich den Hausarzt, mir eine stärkere Salbe als die herkömmliche aus der Apotheke zu verschreiben, doch so ein passiv-aggressiver Pilz lässt sich selbst dann immer noch Zeit. Nicht zuletzt ist das Ganze ein teures Vergnügen: Hausschuhe, blaue und schwarze Trekkingsandalen, schnelle Clogs, Badelatschen – eben alle Schuhe, die ich in den letzten drei Monaten mehr oder weniger regelmäßig trug, kaufte ich neu. So einen blöden Pilz hatte ich noch nie. Mittlerweile scheint er aber endlich ausgeheilt.

Das ist auch deswegen gut, weil diese Woche die Wassergymnastik wieder anfängt. Allerdings werden in dem Hallenbad gerade die sanitären Anlagen erneuert, die Leiterin schwor uns darum auf kalte Duschen ein. Kalt war es auch in dem Schwimmbad, in das ich anlässlich der Renovierung letzte Woche zum Aquajoggen wechselte. Wegen der Energiekrise wurde in allen hiesigen Schwimmerbecken die Temperatur um 1 °C auf 27 °C abgesenkt. Aber in dem betreffenden Bad wird es mehr gewesen sein. Ich kam am Freitag buchstäblich steifgefroren aus dem Wasser und musste zu Hause die Heizung andrehen, weil ich selbst nach Stunden nicht wieder warm wurde.
Bezogen aufs Heizen ist das aber nicht schlimm. Wie ich durch meine Abschläge nach dem Umzug im vorletzten und danach angepasst im letzten Jahr weiß, heize ich ohnehin nur ein Drittel dessen, was für meine Wohnung üblicherweise veranschlagt wird. Ich bin einfach keine Frostbeule und kann überheizte Räume sowieso nicht gut ertragen. Noch mehr einzusparen, wäre daher nicht sinnvoll und mir auch zu kalt. Ich verfahre also einfach wie immer um diese Jahreszeit.
Große Dramen sind seit dem letzten Post dieser Reihe nicht hinzugekommen. Das wäre sonst auch noch schöner; zumindest wenn man weiß, was sich hinter den Kulissen abspielt. Das kann ich zwar nicht ändern, aber dass ich deswegen bis nach Curaçao und Bonaire gechattet habe, nehme ich zumindest zu Protokoll. Dafür ließ sich der ganze andere Driss besser beseitigen als erwartet und wenigstens diese aufgerissenen Wunden heilen.
Die Queen ist gestorben und ich habe in den Tagen von ihrem Tod bis zum Begräbnis zehn Gottesdiensten und Trauerfeiern beigewohnt, die Fernsehübertragungen und meine regulären dienstlichen Verpflichtungen zusammengerechnet. Mein (nicht unkritischer) Respekt vor dem Lebenswerk Elisabeths II., die Liturgien und Traditionen sowie die gute Musik waren es, die mich als aufrechte, aber hochkirchliche Demokratin in den Bann zogen.
Erster Gemeindegesang bei der Trauerfeier zur Beerdigung war EG 266, „The day you gavest, Lord, is ended“. Die deutsche und die englische Fassung stehen beide im Gesangbuch. Wir sangen das Lied damals als Vikariatskurs im Predigerseminar oft vierstimmig aus dem Stand. Ich mag es sehr.

Durch die Konfis besuchte ich zum ersten Mal das Bibeldorf Rietberg. Das war lehrreich und hat mir gut gefallen. Die Freundlichkeit und das Bewusstsein, mit dem man dort aus der Perspektive der Lebenszeit Jesu alle abrahamitischen Religionen im Blick hat, hatte ich so nicht erwartet. Die Studentin, die uns durch das Bibeldorf führte, erzählte, dass sich das gerade bei Schulklassen mit Geflüchteten und Muslimen bewährte.
Bei der Kreissynode vor einer guten Woche machte ich zum ersten Mal seit elf Jahren wieder Synodenberichterstattung und genoss es sehr. Nicht wie früher als Sprecherin und für den analog/digitalen Print, das übernimmt unser Head, sondern im Rahmen meines recht kleinen Dienstumfangs im Referat für K+F mit einer Story bei Instagram.
Das theologische Highlight des Monats waren acht Leitz-Ordner, die ich letzten Donnerstag aus dem Copyshop holte. Sie enthalten eine ziemlich große ausgedruckte Excel-Datei, die Johanna super dankenswerter Weise formatierte und die meine Lektüre im Herbst und Winter wird. Seit 15 Monaten bin ich jetzt mit diesem Thema beschäftigt.

Neu ist außerdem, dass ich in den letzten Monaten vom Papierkalender zu Outlook gewechselt bin. Anlass war einerseits, dass ich meinen Terminplaner (ein kleines Lederringbuch, das mir meine Mentorin im Vikariat schenkte) mehrfach vergessen hatte mitzunehmen. Dem entsprang die Überlegung, dass ich im Kopf schon einen digitalen Schritt weiter sein könnte, als ich bisher mitgekriegt hatte. Hinzu kam andererseits, dass ich seit den Lock Downs eine Schreibtischunterlage aus Papier mit Wochenblättern habe, auf der ich Termine aufschreiben, durchstreichen und bekritzeln kann. Das brauche ich nicht doppelt.
Am Sonntag ist Erntedankfest und ich bin dran mit Gottesdienst, zusammen mit den beiden Kindergärten der Gemeinde. Danach geht es im Laufe der nächsten Woche für ein paar Tage nach Berlin.