Was bisher geschah

Die Kugel rollt. Wie beim Roulette. Direkt zu Jahresanfang auf das drehende Rad geworfen. Es waren Entscheidungen zu treffen, sie sind getroffen und ziehen weitere Entscheidungen nach sich. Die Ergebnisse stehen noch nicht fest, doch das Jahr ist planungsseitig schon gelaufen. Ich gehe Schritt für Schritt, versuche zu steuern, was ich steuern kann und komme aus dem Kopfschütteln kaum noch raus.

Taufstein im Seitenschiff der Michaeliskirche, Hildesheim

Wie unabhängig davon letzten Oktober geplant konnte ich mich nach vier Monaten Wartezeit endlich bei dem Professor vorstellen, an den mich meine Ärztin überwiesen hatte. Ich rechne mit einer OP im Herbst. Bis dahin sind noch weitere Untersuchungen nötig und ich habe ein paar Sachen für zu Hause mitbekommen. Das Ganze ist (auch aufgrund der Beschwerden, die ich habe) zwar nervig, aber medizinisch betrachtet noch relativ undramatisch und sowieso ungefährlich. Thesis und Arsis. Zwischendrin wurde noch der dritte Brustultraschall gemacht, der völlig unauffällig war. Alle sind entspannt und freundlich, sodass ich mir bisher keine Sorgen mache.

Letzte Woche war ich in Hildesheim zur Liturgischen Konferenz, um über die Twomplet vorzutragen und mich an der Arbeit des ekklesiologischen Ausschusses zu beteiligen. So erfüllte sich ein Jugendtraum, den ich als liturgiewissenschaftlich begeisterte Studentin hegte.

Fotocollage: Links das Kasseler, recht die Currywurst.

Man sollte ja meinen, dass Liturgik automatisch Spezialgebiet aller Pfarrpersonen ist, so wie manche das von der Exegese denken. Aber so ist es nicht. Ich genoss es darum sehr, meine fachlichen Gedanken zu äußern und verstanden zu werden; einen Witz über das vorkonziliare Schlussevangelium zu machen, über den mein Gesprächspartner sofort lachte. Ich wurde eingeladen, weiter mitzuarbeiten und sagte gerne zu.

Ein Flügel des Sechsbettzimmers mit drei Betten, Stühlen und einem Tisch.

Das Michaeliskloster in Hildesheim, wo die Konferenz stattfand, war sehr gastfreundlich. Als wir ankamen, gab es Kasseler mit Sauerkraut und am letzten Abend Currywurst. Weil sich aber in der Tagungsorganisation etwas verändert hatte, war ich versehentlich nicht angemeldet worden. Mit Glück bekam ich das letzte Zimmer, ein zweiflügeliges Sechsbettzimmer für mich allein unter dem Dach, in dem ich mich wie Schneewittchen fühlte. Und ich wurde wahrhaftig heimgesucht: Nicht von der bösen Stiefmutter, sondern von einem Mann, der abends unerlaubt durch das Haus stromerte und plötzlich meine Zimmertür öffnete. Der Schreck war groß, doch der Leiter suchte alles ab und gab mir anschließend einen Schlüssel, um die Zwischentür zum Treppenhaus abzuschließen. So konnte ich einigermaßen beruhigt schlafen. Am nächsten Morgen waren alle sehr fürsorglich und ich durfte mir an der Rezeption ein Armbändchen mit einem Kleeblatt aussuchen.

Nächtlicher Blick aus dem Dachfenster auf den Garten und den beleuchteten Kreuzgang des Michaelisklosters, Hildesheim.

Vor drei Wochen ist mein vormaliger Schwiegervater im Alter von 85 Jahren gestorben. Er kam aus Portugal und lebte als ‚Gastarbeiter‘ in London. Dort lernte er meine deutsche Schwiegermutter kennen, die damals Au-Pair war, und ging nach der Hochzeit mit ihr ins Sauerland und im Alter in den Hegau.

Mein Schwiegervater ist nur sechs Jahre zur Schule gegangen, trotzdem sprach er sechs Sprachen. Er war ein feinsinniger, charmanter Mensch. Alle mochten ihn und er war so gut integriert, dass er mit seinem schönen Tenor sowohl Mitglied in einem Gesangverein als auch in einem Männerchor war. Ich habe ihn seit vielen Jahren nicht mehr gesehen, doch denke ich liebend an ihn zurück. Wir haben früher immer miteinander gesungen und das war unser Lied: