Ein wahres Kleinod protestantischer Kultur. Insbesondere der Abschnitt über die „Bebaffung“ (allein schon das Wort) hat es mir angetan. Frau Pfarrerin liegt also diesmal nicht unter’m Tisch, sondern in der Sakristei.
Warum das so ist, steht hier.
Foto: Andreas Praefcke
Danke, Herr Kantor!
Auch die verschiedenen Passagen über die demütige Haltung haben es schwer in sich…
Da ich ja nun in einer noch reformierten Kirche amtiere, brauche ich mich um den Lutherrock hoffentlich nicht zu sorgen (ebensowenig wie die Kolleginnen Kanzelschwale und Pressepfarrerin, nehme ich an), wohingegen wir vermutlich alle den „lutherisch, ernst und feierlich, jedoch ohne Gepränge“ gebildeten Blick beherrschen – aber was um aller Welt willen ist der Luthergriff?
Ich gehe dann mal auf die Suche nach einem Kirchendiener – und einem neuen Organisten, der alte ist
von der Bank gefallenabgesprungen.Ich arbeite in einer unierten Kirche und bin selbst lutherischen Bekenntnisses. 😀
Was mich am „Luthergriff“ befremdet, ist die Kombi aus Nabelhöhe und Brust. Ich kenne das so, dass man Kladde und Bibel mit angewinkeltem Arm an der Seite und nicht wie ein College-Mädchen vor dem Bauch trägt.
Ups, die Kombination war mir noch gar nicht aufgefallen – läßt aber fast auf fortgeschrittenen Morbus Bechterew schließen.
Auch ich stamme ursprünglich aus einer unierten Kirche (EKvW) und fühle mich dem lutherischen Bekenntnis verpflichtet, aber nun bin ich in der Eglise Réformée de France, und da strecke ich mich eben nach der Decke. Was auch keine große Schwierigkeit ist, in der ERF muß man sich schon sehr anstellen, um den Bekenntnisstand zu verletzen.
Hoffe, Sie haben sich mittlerweile vom Lachanfall erholt, Frau Kollegin.
Interessant finde ich auch die Erwähnung der liturgischen Kragenhülse. (immerhin besser als liturgische Worthülsen)
@Wolfram: Obwohl einer Lutherischen Landeskirche angehörend, trägt Kanzelschwalbe keinen Lutherrock als Amtsgefieder. Sondern einen Talar mit lutherischer Bebaffung, der übrigens wie ein Mantel angezogen und nicht über den Kopf geworfen wird.
Liebe Kollegin,
vom Lachanfall habe ich mich bestens erholt und die lutherische Bebaffung teile auch, da – wie oben erwähnt – lutherisch ordiniert (EKvW).
Einen Lutherrock trage ich ebenfalls nicht. Grund: Die Dinger sind unglaublich teuer.
Ich kann mich irren, aber meines Wissens ist der Lutherrock nur männlichen Pfarrern zugänglich: er ist so etwas wie ein Gehrock – eine lange Anzugjacke. Außerdem wird er nicht anstatt des Talars getragen, sondern gegebenenfalls darunter.
Ach, lieber Kollege, heutzutage gibt es Collare, Talare, ja sogar Hosen 😉 für Frauen – ich bin sicher, dass ein „weiblicher“ Lutherrock da kein Problem darstellt.
Es sei denn, er wird unter dem Talar getragen, dann bekommt man nämlich einen Hitzeschlag.
Und dass der Lutherrock anstatt des Talars getragen wird, so würde sich, glaube ich, keine LutheranerIn verstanden wissen wollen.
Nein, es gibt Frauen, die Hosen tragen? Mitten in Deutschland?
Spaß beiseite: ich glaube, die Kolleginnen aus den lutherischen Landeskirchen dürfen froh sein, das Ding nicht tragen zu müssen. In Hannover wurde man früher nicht ordiniert, wenn man keinen Lutherrock trug!
Unter dem Talar – und ich habe einen Sommertalar! – läuft man ohnehin Gefahr, dem Hitzschlag zu erliegen…
Das Überwerfen im verlinkten Text hatte ich übrigens gerade wegen des Beknöpfens nicht als „über den Kopf“ verstanden, sondern als ein Anlegen von hinten, ähnlich wie man einen Mantel anzieht. Kirchendiener haben wir hier nicht, so hilft mir bestenfalls meine Pfarrfrau dabei… und sonst mache ich se allein, mit aller gebotenen Gemessenheit und im Rhythmus des Glockenseils.
Am Rande gefragt: Wie tragen Sie als Westfälin eigentlich Ihr Bäffchen? Offen oder halbgeschlossen?
Wir haben in Westfalen alle drei Beffchensorten, da alle drei Ordinationsbekenntnisse vorkommen.
Folglich trage ich ein offenes Beffchen und um genau zu sein, da mein Talar sehr alt ist: Als Riegelbeffchen.