Kleine Beffchenkunde

Wir erinnern uns, dass König Friedrich-Wilhelm III. den Richtern, Rabbinern und evangelischen Pfarrern den TalarLutherisches Beffchen als Amtstracht verordnet hat. Dieser wird in weiten Teilen der evangelischen Kirche mit einem weißen „Lätzchen“ vor der Brust getragen, dem sogenannten „Beffchen“. Das Beffchen sollte den Talar ursprünglich vor Schmutz und Abrieb durch den Bart seines Trägers schützen. Außerdem gibt es bis heute Auskunft über den Bekenntnisstand des Pfarrers oder der Pfarrerin.

Bekenntnisse haben wir in der in der evangelischen Kirche drei,
deren Beffchen ein alter Pastor einmal mit den Schenkeln einer Frau verglich:

Reformiertes BeffchenDie Reformierten sind besonders streng, u.a. ist aus ihnen der Puritanismus erwachsen. Die Schenkel des Beffchens sind daher ganz geschlossen.

Im Luthertum ist man aus Gewissheit der Gnade Gottes lebensfroh. Folglich sind die Schenkel geöffnet (Bild ganz oben).

Die Unierten versuchen beide Bekenntnisse miteinander zu vereinen.Uniertes Beffchen
Darum tragen sie ein „Kompromissbeffchen“, das an die Frauenbeine bei Nick Knatterton erinnert:
Oben geschlossen, unten offen.

Der erste Bildausschnitt wurde fotografiert von Monika Lawrenz (LVH), der zweite von Christian Lukas
und der dritte von Frank van Anken.

3 Kommentare zu „Kleine Beffchenkunde

  1. Wie kommen die Beffchen eigentlich zustande? Sind die in den Talar eingearbeitet? Oder werden die vorgefertigt geliefert und dazugebunden, wie Fliegen? Oder bindet man die, so wie eine Krawatte?

  2. Ebenso wie bei Krawatte und Hemd ist das Beffchen extra und wird zusätzlich befestigt. Entweder mit einem Gummi- oder Stoffband, das man unter dem Talarkragen nicht sieht oder aber es wird geknöpft: Bei meinem alten Talar über einen sog. „Riegel“, der aussieht wie ein kleiner schwarzer Bumerang mit zwei Knöpfen für’s Beffchen und zwei Knopflöchern, mit denen der Riegel samt Beffchen an den Kragenknöpfen des Talars befestigt wird. Neuere Beffchen kann man auch ohne Riegel direkt anknöpfen.

    Edit: Der letzte Satz ist Blödsinn. An neueren Talaren kann man das Beffchen auch direkt anknöpfen.

  3. In Frankreich tragen auch reformierte Pastoren meist geteilte Beffchen, die dem deutschen Kenner lutherisch aussehen – oder, mittlerweile wird das fast schon die Mehrheit, sie tragen die langen Schlippen, die irgendwo innen ans Bruststück geknöpft sind und oben aus dem Kragen hängen. Der Grund ist einfach: die Talarschneider beliefern zu 95% Juristen, und die haben in Frankreich diese langen Beffchen.
    Aber meiner ist echt kirchlich, mit lutherischer Bebaffung. Wenn auch recht abgenutzt, ist er doch ein Erbstück von einem ganz besonderen Menschen.

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