Katholiken, die vom Pferd fallen

Ich habe keine Ahnung wieso, aber ich treffe regelmäßig  auf KatholikInnen, die mich fragen, warum sie am Ende der Beichte immer eine gewisse Anzahl von Gebeten „aufbekommen“ haben. Weil, bereut hatten sie ja schon und als Strafe oder Denkzettel taugen Gebete nicht. Nach protestantischem Verständnis sind diese „Endgebete“ als zu leistende Wiedergutmachung sogar überhaupt nicht nötig (CA 20).

Da ich glaube, dass diejenigen, die mich fragen, eine geistliche Antwort und keine kirchentrennende Philippika hören möchten, antworte ich sinngemäß und im Einklang mit meinem protestantischen Verständnis immer folgendes:

Sünde bedeutet, dass man sich von Gott getrennt hat. Sie ist also ein Beziehungsproblem. In der Beichte geschieht nun zweierlei: Wer beichtet, sagt, dass er die Beziehung, soweit es ihn betrifft, wieder in Ordnung bringen möchte. Und wer die Beichte hört, erinnert daran, dass die Beziehung, soweit es Gott betrifft, nach wie vor in Ordnung ist. Damit wäre die Sache die Sünde eigentlich erledigt.

Nur verhält es sich mit der Gottesbeziehung wie mit dem wirklichen Leben:
Man hat sich entschuldigt, aber irgendwie fühlt es sich noch merkwürdig an.
Die anschließenden Gebete sind keine Strafe, sondern dazu da, dieses Gefühl zu beruhigen, indem man seine „normale“ Gottesbeziehung wieder aufnimmt. Die läuft häufig über das Gebet. Anders gesagt: Wer vom Pferd gefallen ist, sollte wieder aufsteigen und zwar sofort.

Foto: Cgoodwin