Halloween

„Halloween ist nichts Anderes als eine Werbekampagne für den Reformationstag!“ 15-gembr-ref-1
Diesen Satz habe ich oft gesagt und damit meist mehr oder weniger leise Zweifel bei meinen Gesprächspartnern ausgelöst. Ja, es ist schon richtig: Halloween ist für viele ein sehr befremdliches Fest und es lässt sich nicht mehr aufhalten. Wie soll das auch gehen, den Kindern Kürbisse, Süßigkeiten und gruselige Verkleidungen zu verbieten? Da hilft nur noch, sich zurückzulehnen und ein berühmtes Volkslied zu singen: „Lass doch der Jugend ihren Lauf.“
Doch wenn wir fertig sind mit Singen, können wir trotzdem überlegen, was jetzt zu tun ist.

Halloween ist ein Fest, das sich aus mehreren Quellen speist: Da fließen der Herbstbeginn mit der Rübenernte und vom Jahresende die Raunächte, deren Nebel an die Geister der Verstorbenen erinnert, mit dem katholischen Allerheiligen und Allerseelen zusammen.

Solche Vermischungen kommen im Kirchenjahr häufiger vor, die bekannteste ist Weihnachten mit dem Tannenbaum und der Wintersonnenwende. Auch vom Osterhasen steht in der Bibel nichts. Die Kirche hatte christliche und heidnische Feste damals zusammengebunden, um den frisch getauften Heiden den Einstieg in den Glauben zu erleichtern. Schon Paulus ist für das Praktische gewesen: „Prüfet alles und das Gute behaltet“, schreibt er im 1. Thessalonicherbrief 5,21.

15-gembr-ref-2Befremdlich ist an Halloween eigentlich nur zweierlei: Zum einen, dass es erst jetzt über Irland und die USA zu uns herüberschwappt. Wir kriegen das quasi live mit, nicht so wie bei Weihnachten, wo der Tannenbaum gefühlt immer schon da war. Zum anderen, dass wir Protestanten in dieser Verbandelung unser ureigenstes Fest feiern: Den Reformationstag, der daran erinnert, wie Luther die Kirche aufrütteln und verändern wollte! So betrachtet könnte uns das Spektakel um den 31. Oktober also doch gelegen kommen.

Und langsam tut sich auch etwas: Ich rede, seit man in Deutschland Halloween feiert, viel öfter über das Reformationsfest, als ich es vorher getan habe. Es gibt mittlerweile Lutherkekse und Lutherbonbons, die man verschenken kann. Durch das Reformationsjubiläum im Jahr 2017 kommt die Kirche außerdem in Schwung, mit Angeboten für jung und alt.

Sie sehen, wir brauchen uns gar nicht zu ärgern, sondern können mutig für unsere Sache einstehen, wie Martin Luther es uns vorgemacht hat. Zu sagen und anzubieten hätten wir genug. Gucken Sie zum Beispiel hier: www.martin-luthers-abenteuer.de

Einen gesegneten Herbst wünscht Ihnen die Pressepfarrerin

Soweit meine Andacht im aktuellen Gemeindebrief.
Der Redaktionskreis hatte mich um um „irgendwas mit Reformation und Halloween“ gebeten, gerne zur Beruhigung der Gemüter. Ich hoffe, ich konnte weiterhelfen.

Kürbis von LoKiLeCh, Luther von Lucas Cranach d. Ä.