Der Sonntag verlief ziemlich ruhig, auch wenn ich das Adrenalin der letzten Wochen noch deutlich spüren konnte. Also ging ich aquajoggen, um meine Energien zu loszuwerden und anschließend in die katholische Messe, einen neuen Palmzweig für mein Kruzifix besorgen. Danach holte ich die Sonntagsspeise beim Vietnamesen und verschlief den ganzen Nachmittag, volle vier Stunden lang.
Im ersten Teil der Woche war ich dann mit den zwei weiteren Aufgaben beschäftigt, die ich mir für die Fastenzeit gestellt hatte.
So nehme ich seit Aschermittwoch wieder Fahrstunden. Grund dafür sind zwei Verkehrsunfälle in der Familie, von denen einer als Tragödie endete. Seit dem fürchte ich mich vor Autobahnen und Brücken, obwohl die gar nichts damit zu tun haben. Aber ich mache bereits kleine Fortschritte und überlege, das bei Gelegenheit vielleicht ausführlicher zu verbloggen. Immerhin bin ich eine sehr routinierte und sichere Autofahrerin, das hat mir mein Fahrlehrer mehrfach bestätigt. Daran liegt es nicht.
Die andere Herausforderung in der Passionszeit war das Fasten selber. Ich verzichtete konsequent auf Alkohol, Fastfood, Süß- und Salzigkeiten. Das hatte nicht nur mit dem lieben Gott zu tun, sondern eine kräftige (haha!) Veranlagung mütterlicherseits, die beginnenden Wechseljahre und der Rauchstopp vor drei Jahren lassen mich aufgehen wie ein Hefeteilchen. Damit komme ich weder körperlich noch sonst wie klar. Ich weiß, dass ich die Uhr nicht mehr zurückdrehen kann, aber wohlfühlen möchte ich mich schon. Also habe ich zusätzlich zum Fasten die beiden Ernährungslehren miteinander kombiniert, die mir am meisten liegen. Herausgekommen sind ein moderates Low Carb und seit Aschermittwoch zehn Kilo weniger.
Wenn ich nun das Fasten breche, möchte ich trotzdem gerne am Ball bleiben. Dafür habe ich mir vorgenommen, erstmal nur zwei Regeln zu verändern:
Ich darf wieder Wein trinken und wenn ich verreise, ist moderate Pause. Alles andere bleibt für einen weiteren Monat, wie es ist und dann sehe ich weiter.
Das Fasten selbst ist durch den Stress der letzten Wochen ein harter Ritt gewesen. Andererseits konnte mir nichts Besseres passieren, denn ich habe ausgezeichnet geschlafen und mich körperlich gut gefühlt. Gesunde Ernährung ist eben doch nicht falsch, eine Tafel Schokolade in der höchsten Not wäre es aber auch nicht.
Einen Joker hätte ich an Gründonnerstag ziehen können, verzichtete jedoch darauf, obwohl ich mir das im Februar vorgenommen hatte. Ich bin nämlich mit Frau K. zum Konzert bei Bob Dylan gewesen. Ein Glas Wein werde ich also erst nach der Osternacht heute am späten Abend trinken. Die bete ich ab 21:30 Uhr auf #twomplet bei Twitter vor und freue mich schon darauf.
Ein hilfreicher Begleiter war in diesem Jahr der Fastenkalender. Zu weiterer Lektüre (ich hatte anfangs eine Liste „kann, wenn will“) bin ich nicht gekommen; nur eines meiner Lieblingslieder von Bob Dylan, das Patty Smith bei der Nobelpreisfeier sang, schrieb ich zu Okuli ab. Aber es gab ja genug anderes zu bedenken.
Der Palmsonntag erinnert an Jesu Einzug in Jerusalem, wo die Menschen Zweige und Kleider vor ihm auf dem Weg ausbreiteten. Der lateinische Name Palmarum leitet sich daher nicht aus der Antiphon ab, sondern bedeutet Sonntag „der Palmen“. Mit ihm beginnt die Karwoche und hier im Blog endet sie damit auch: Hosianna dem Sohn Davids! Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn! Hosianna in der Höhe (Mt 21,9)!
Siebte Woche rum. Der Herr steht auf.
Judika – der sechste Fastenpost
Lätare – der fünfte Fastenpost
Okuli – der vierte Fastenpost
Reminiszere – der dritte Fastenpost
Invokavit – der zweite Fastenpost
Esto mihi – der erste Fastenpost