Im letzten Fastenpost war zu lesen, dass ich von Samstag auf Sonntag zum barcamp.ruhr nach Essen gefahren bin.
Das Unperfekthaus, wo das Ganze stattfand, ist eine großartige Location. Lecker Essen, super Hotel, tolle Räume. Diese Kombination aus unspießig, interessant, gemütlich und trotzdem zweckmäßig habe ich so noch nie gesehen.
Auch das BarCamp hat mir ausnehmend gut gefallen. Es waren ziemlich viele Leute da, am Samstag etwa 170, aus meiner kirchlichen Perspektive sehr interdisziplinär: Aus der freien Wirtschaft, meist aus Marketing oder PR, Journalist*innen und Menschen aus sozialen Berufen. Ich habe das sehr genossen, denn seit ich wieder in einer Kirchengemeinde arbeite, fehlt mir der Austausch mit anderen PRlern, vor allem solchen, die nicht aus dem Non-Profit kommen.
Beim Thema des BarCamps „Das Internet, der Spion in unserer Mitte“ war mir trotzdem zuerst ein wenig mulmig zumute. Ist das nicht nur was für Programmierfreaks? Nee, ist es nicht.
Davon hat mich gleich die erste Session überzeugt, zu der ich gegangen bin: „Wer weiß was?“ Also wer kriegt welche Daten von mir, wenn ich mich im Internet aufhalte? Erklärt hat das @GlobalVillageDe und zwar so verständlich und anschaulich, dass wir ihn für Sonntag gleich um eine Fortsetzung baten.
Ein weiteres Highlight war eine Session, in der @schmithu „Kanban„, eine Methode zur Prozesssteuerung, vorstellte. Da sind bei mir gleich mehre Groschen gefallen.
So hat es auch die freie Wirtschaft mittlerweile häufig mit immateriellen Gütern zu tun. Damit verbunden das Gefühl, das Pfarrerinnen so gut kennen: Den ganzen Tag gerödelt und irgendwie kein Ergebnis auf dem Tisch. Ich bin darum geneigt zu sagen, dass Kirche hier ein paar Erfahrungen voraus ist, aber umgekehrt trotzdem mehr Input aus den aktuellen Konzepten der Wirtschaft gebrauchen könnte.
Überhaupt hat das BarCamp Fragen in mir wachgerufen, über die ich weiter nachdenken möchte: Der Umgang mit dem Datentransfer im Internet ist die eine. Hier verstehe ich manche Zusammenhänge jetzt besser, was meine Perspektive natürlich verändert.
Die andere Frage lautet, wie Wissen und Erfahrungen so zirkulieren können, dass Kirche dabei mehr und anders mit im Spiel ist. Gerade bei der Kanban-Session hatte ich das Gefühl, Kirche und Wirtschaft sind hier so nah beieinander und laufen doch aneinander vorbei. Passend dazu fiel mir außerdem auf, wie selbstverständlich sich die Sponsoren in die Gemeinschaft und die Sessions eingebracht haben. Auch das kenne ich aus der Kirche anders, wo es schnell Befürchtungen gibt, Geldgeber könnten die kirchliche Botschaft verwässern.
Insgesamt ist das BarCamp für mich also eher „meta“, nahezu philosophisch geworden. Das hätte auch anders kommen können, denn es gab viele praktische Angebote, wie eine Kryptoparty oder Snapchat für Einsteiger (das zeigen mir gerade die Konfis). Man konnte etwas über Serien, Hausboote und Whiskey erfahren. Ich war noch in einer Session über Verschwörungstheorien. Aber das erzähle ich ein anderes Mal.
Das BarCamp, inklusive Sponsoren und Sessionboards,
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