Altes Land von Dörte Hansen ist ein Heimatroman über Frauen einer ostpreußischen Familie, die im Alten Land (das ist eine Gegend nord-westlich von Hamburg) versucht heimisch zu werden. Was nach schrumpeligen Äpfeln und Flucht aus Trakehnen riecht, entwickelt sich zu einer spröden, bis ans Bittere herben Geschichte, die sich diverse Seitenhiebe auf die verschnöselte Ökogesellschaft nicht nehmen lässt und auf schräge Weise galant dabei bleibt.
Christian hatte mir zur Einführung einen Büchergutschein aus der hiesigen Buchhandlung geschenkt, den ich größtenteils für dieses Buch aufgewendet habe. Noch einmal vielen Dank dafür!
Maria Herrmann und Sandra Bils (Hg.): Vom Wandern und Wundern. Fremdsein und prophetische Ungeduld in der Kirche – Das Buch entstand im Anschluss an eine Konferenz bei Kirche² und handelt vom „Fremdsein in der Kirche“, also wenn man sich in den hergebrachten Strukturen nicht aufgehoben fühlt. Dass das auch eine Gabe ist, die dem Glauben bzw. der Kirche dient, wird in diesem Buch in Aufsätzen verschiedener Autor_innen dargelegt.
Wobei ich zugeben muss, dass ich zwar einige, aber noch nicht alle Kapitel gelesen habe. Lieber bin ich zur Auslegung der Heilung eines Gelähmten (Mk 2,1-12 par) von Astrid Adler am Anfang des Buches zurückgekehrt, weil sie mein Herz so sehr berührt hat. Ich lese darum später weiter, wenn ich inwendig wieder mehr Platz habe, es wäre sonst wirklich schade.
Jörg Lauster: Der ewige Protest. Reformation als Prinzip – Das hatte ich mir als eBook gekauft und mache das so schnell nicht wieder. Ich muss in solchen Büchern hin- und herblättern und herummalen können, das ist der halbe Spaß und hilft beim Denken. Beides hat sich bei diesem Buch sehr gelohnt. Lauster guckt sich nämlich die Reformation und die Jubiläumsfeierlichkeiten aus kulturprotestantischer Perspektive an. Dabei denkt er das, was um 1517 geschah, konsequent zu Ende: Was bedeutet es, wenn sich die Kirche aus der babylonischen Gefangenschaft befreit und trotzdem immer weiter reformiert werden muss? Die Ergebnisse, zu denen Lauster kommt, sind die liberal-theologische und (sofern noch vorhanden) volkskirchliche Ergänzung zu dem Buch von Bils und Herrmann. Dass es nicht eine oder mit den Reformierten zwei, sondern ganz viele Reformationen gibt und gab, gehört zu seinen Kernaussagen. Ich finde dieses Buch auch für Nicht-Theologen geeignet und mochte nicht zuletzt die hier und da feingesetzten Spitzen.
Boris Palmer: Wir können nicht allen helfen. Ein Grüner über Integration und die Grenzen der Belastbarkeit – Boris Palmer bezieht ja schon seit zwei Jahren Dresche für seine Ansichten in der Flüchtlingspolitik, namentlich von den Linken, also den Leuten aus seinen eigenen Reihen. Jetzt hat er seine Ansichten in einem Buch zusammengefasst.
Palmer dekliniert durch, was es bedeutet, wenn eine Kommune eine größere Anzahl Flüchtlinge aufnimmt. Von Lärmschutz und Juchtenkäfern beim Sozialen Wohnungsbau, über Probleme mit eingewanderten Halbstarken ohne Perspektive, bis hin zu dem, was öffentlich und hinter verschlossenen Türen dazu überlegt wird. Gerade zu letztem kann ich als Pfarrerin mit Erfahrung in der Stadtteilarbeit sagen, dass es diese Differenz tatsächlich gibt und sie vieles im öffentlichen Diskurs erschwert. Dem stemmt sich Palmer in seinem Buch entgegen, mit einer lokalpolitischen Position in der Mitte, die Argumente und Bedenken von rechts und links gleichermaßen berücksichtigt. Das macht seine Überlegungen nicht nur ausgewogen, sondern, weil er die Verbindung der unterschiedlichen Positionen selbst verkörpert, auch glaubwürdig. Man muss Palmers Darlegung nicht mögen, aber die harsche Kritik, die ihm allerlei Menschenfeindliches unterstellt, ist unsinnig. Vielmehr kann man in seinem Buch eine Menge zum Nachdenken finden, weil Palmer die unterschiedlichen Perspektiven auf ein Thema auch dann beleuchtet, wenn es unbequem oder genauer, nicht opportun erscheint.
Die Bilder zeigen die Bücher.