Florilegium

Nach einer heftigen Woche und einem schönen Erntedank-Gottesdienst sitze ich völlig KO in der Stube, höre Thomas Gottschalks großartige Radioshow und sortiere meine Links:

Der katholische Pastoraltheologe Richard Hartmann denkt darüber nach, wie die Digitalisierung das Amtsverständnis verändert: „Wenn Ämter nicht mehr direktiv die Kommunikation gestalten und bestimmen können, wenn in dieser Gesellschaft Amtsträger nicht mehr automatisch Leitungsvollmacht haben. In dieser offenen Diskursgesellschaft ist die Freiheit, auch die Freiheit des Gottesvolkes, ganz anders als früher.“
Das gilt auch für die evangelische Kirche. Gelobt sei Gott!

Die Kollegin Ploetzlichpfarrerin erzählt, wie ihr Leben und Sterben im Pfarrberuf begegnen: Herbstzeitlose.

Dem Wiederaufbau der Garnisonkirche in Potsdam kann man per Webcam zugucken.

Ein archäologisches Forschungsteam der Universität Stockholm stellte fest, dass der Wikingerführer aus Birka (mit Langschwert und Streitaxt beerdigt), den man immer für einen Mann gehalten hatte, in Wirklichkeit eine Frau war. Hier der vollständige Artikel über die Untersuchung und ihr Ergebnis: A female Viking warrior confirmed by genomics.

Margrith Bigler-Eggenberger wurde 1972 die erste Bundesrichterin in der Schweiz. Ihr Einsatzgebiet war das Familienrecht, wenn auch nicht ganz freiwillig: „Ich musste dorthin gehen, wo Frauen hingehören…“

Der österreichische Philosoph Konrad Paul Liessmann über Rechtspopulismus: „Alle politischen Botschaften stellen Vereinfachungen dar. Niemand im politischen Spektrum kann für sich die Behauptung aufstellen, allen Schwierigkeiten und Unübersichtlichkeiten bei den grossen gesellschaftlichen Themen gerecht zu werden.“

Bob Blume zur Dropboxisierung des Lehrernachwuchses, also was passiert, wenn man das mit dem Internet und den Arbeitsblättern nicht zu Ende denkt.

Der ehrenwerte Herr MiM, Vater von Drillingen, über das Trösten: „Trösten ist der Väter Pflicht.“

Zum Schluss kommt wieder Musik: In sechs Schritten zum Hören von Obertönen. Wunderschön und wirklich lehrreich. Seit dem höre ich die Obertöne, die die Kirchenglocken nebenan hervorbringen, aber auch die des Staubsaugers. Nun ja.

Florilegium

Es ist ja nicht so, dass ich nicht auch Links mit Texten oder Sachen sammeln würde, die mich beschäftigen. Allerdings kamen dabei bisher überwiegend tagespolitische Zeitungsartikel zusammen. Das finde ich nicht nur zu eintönig, sondern es würde mich in der Häufung vermutlich noch reaktionärer erscheinen lassen, als ich tatsächlich bin. Ich sammelte und sortierte also etwas länger, bis sich diese Mischung zusammenfand:

Weiterlesen „Florilegium“

Meine Highlights auf der re:publica

Weil ich von ihm ein Foto gemacht habe, was ich bei den anderen Vorträgen leider vergaß, fange ich meine Highlights mit Thomas Fischer an, dem Richter am Bundesgerichtshof. Fischer trug über „Strafrecht, Wahrheit und Kommunikation“ vor. Er erläuterte, warum lückenloses Strafrecht totalitär ist und dass die Reform des Sexualstrafrechts mittlerweile die „sechste oder siebte“ seit 1997 sei; die jeweils vorherige wäre „kaum in den Kommentaren angekommen“.
Wenn ich an das Gezerre denke, bis Vergewaltigung in der Ehe endlich strafbar wurde, wundert mich das nicht. Dass die Anwendung vorhandener Gesetze in der Kölner Silvesternacht in allen mutmaßlichen Fällen genügt hätte, wie Fischer sagte, wenn denn genügend Polizei vor Ort gewesen wäre, finde ich hingegen ziemlich einleuchtend.

Weiterlesen „Meine Highlights auf der re:publica“

Wie ich seit vier Jahren ohne Handy bin

Seit vier Jahren bin ich jetzt ohne Handy, hier hatte ich die Entscheidung damals aufgeschrieben. Die Tatortsache können Sie vergessen, den gucke ich wieder, aber das Handy ist immer noch weg.

Ich bin ein Handyjunkie gewesen. Nur das neuste Modell war gut genug, ich hatte einen angesagten Klingelton und als gute Pfarrerin – Öffentlichkeitsreferentin – Alleinerziehende – Freundin war ich immer, immer, immer erreichbar. Ja, zwischendurch versuchte ich ein paar Spielregeln einzubauen, z.B. dass es genügt, weniger Dringliches auf meinen Festnetz-AB zu sprechen, ich würde mich schon melden, aber genützt hat es nichts. Kein Einsehen, weder beruflich noch privat. Zum Schluss war ich bei 19 Anrufen in zwei Stunden.

Weiterlesen „Wie ich seit vier Jahren ohne Handy bin“

Sommernachtstraum

Als Pfarrerin lebt man gelegentlich etwas zeitversetzt, Chormitglieder kennen das: Im Januar werden die Passions- und Ostergottesdienste geplant, im Sommer fängt man an, das Weihnachtsoratorium zu üben usw.
Folglich dachte ich mir nichts dabei, als ich irgendwann im August das Loriotsche Adventsgedicht bei YouTube fand, zig Mal anhörte (ja, ich mag es wirklich sehr) und beschloss, damit meine Adventsposts zu eröffnen.
Bis zwei Wochen vor D-Day das Unfassliche geschah: Einbettungsfunktion deaktiviert, Alternativen nicht aufzutreiben. Doch jetzt ist alles wieder gut:

Danke, lieber Herr Ballmann!

Architektur

Seine Spitze sollte bis an den Himmel reichen. So zumindest war der „Turm zu Babel“ von seinen ErbauerInnen geplant. Turmbau zu Babel, gemalt von Pieter Brueghel sen.Doch große Klappe, nix dahinter.
Gott musste eigens vom Himmel herabfahren, um das Türmchen überhaupt sehen zu können. Was folgte, war die babylonische Sprachverwirrung, weil Gott von dem Bauvorhaben trotzdem ziemlich angeranzt war.

Mittlerweile scheint Er sich wieder beruhigt zu haben.
Wie sonst ließe sich dieses Sammelsurium erklären?

Wer dadurch ermutigt selbst kreativ werden möchte, lese vorher 1. Mose 11,1-9 und den Exkurs ins Baurecht des netten Herrn Vorsitzenden. Sicher ist sicher.