Auf Puddingtour

Frau von Grün war am Dienstag hier. Corona, das Leben, diesdas, das letzte Mal haben wir uns ebenfalls zwischen den Jahren gesehen. Meine einzige private Verabredung im letzten wie in diesem Jahr. Damals fuhr ich zu ihr in den Pott. Dieses Mal kam sie zu mir.

Das passte auch deswegen gut, weil Frau von Grün (vormals als Wanderfreundin bekannt, aber dazu kommen wir leider auch seit ewig nicht) die neue Wohnung in der neuen Stadt noch nicht gesehen hatte. Also habe ich alles schön geputzt und das Handtuch vom Poäng genommen (1). Das soll den Sessel eigentlich vor Katzenhaaren bewahren, dient dem #DiätKater nachts jedoch überwiegend als Zeltplane, unter der er sich verkriechen kann.

Frau von Grün und ihr Hund Eddi kamen mittags an. Ich hatte sie das letzte Stück telefonisch hierher gelotst, weil sie aus Gründen kein Datenvolumen mehr für das Navi hatten.

Zuerst zeigte ich ausführlich die Wohnung. Dann gab’s Geschenke. Inspiriert durch die Werkstatt, in der Frau von Grün arbeitet, erhielt ich zusammen mit ein paar Kleinigkeiten einen großartigen Wandkalender von Die Wortfinder e.V. Darin prosaische, epische, lyrische, wunderschöne Texte von Menschen mit geistiger Behinderung. Der Kalender wird nicht nur meine private Lektüre bereichern, das weiß ich schon jetzt. Außerdem bekam ich zwei Plakate mit Zitaten aus der Ausstellung „Ich hasse die Natur!“ der Klassik Stiftung Weimar. Einmal Goethe, klaro, und einmal Thukydides. Letzteres so passend zu Corona, dass ich überlege, ob ich es separat verblogge.

Meinerseits überreichte ich Frau von Grün eine schlammverkrustete Flasche Sekt aus dem Ahrtal und einen Aloe-Vera-Ableger zum Einpflanzen. Außerdem hatte ich zum Tee vegane Schneeflocken nach dem Rezept von Frau Mutti gebacken (2).

Als weiteres Geschenk hatte ich uns Eintrittskarten (2G) für die Dr. Oetker Welt besorgt, zu der wir bald aufbrachen. Frau von Grün chauffierte uns und eilte zum Eingang zielstrebig voraus (3). Drinnen erwartete uns eine großzügige und einladende Ausstellung, familien- und kinderfreundlich: Überall war genügend Platz. Die einzelnen Stationen und Objekte waren ansprechend und informativ gestaltet, ohne sich in irgendwelche Spezialdisziplinen zu versteigen. Auch die Entführung wurde nicht erwähnt.

In der unteren Etage stand die Pudding Paula in echter Kuhgröße (4), wenige Schritte weiter gab es Rezeptkarten zum Abreißen. Dann folgte ein Raum, in dem eine Familie beim Abendbrot, ein Kindergeburtstag (5) und ein romantisches Dinner mit lebensechten Gipsfiguren auf den Stühlen und Oetker-Produkten auf den Tischen nachgestellt waren.

„Das ist schon alles ziemlich heteronormativ“, befand Frau von Grün und wir fingen nicht das erste Mal an zu lachen. Dass sämtliche Firmenchefs männlich sind und waren – nun gut, das mag bei einem Familienunternehmen ja auch reproduktive Gründe haben. Und die wirtschaftswunderliche Werbung für die Hausfrau früherer Generationen ist auch Teil der Geschichte.
„Meist genügt eine gute Idee und der Mann ist gemacht.“ Ich weiß trotzdem nicht, ob sich da kein besseres Zitat des Gründervaters finden ließ. Und selbstverständlich waren Gipsdinner und -familie hetero, nicht alleinerziehend und das Geburtstagskind ein Junge. Das geht schon auch etwas anders, liebes Dr.-Oetker-Team!

Dass die Themen so entspannt aufbereitet waren, dass es zwischendurch immer mal einen ironischen Schwenk in Richtung Kunst gab, mochte ich hingegen sehr: Ein Raum hatte eine knallorangene Decke, von der dicht gehängt lauter Schneebesen baumelten (6).

Über eine riesige Treppe, die „Himmelsleiter“ genannt wurde, (oder eher profan mit dem Aufzug) gelangte man ganz nach oben in die historische Etage. Wir bestaunten alte Messbecher und Spritzbeutel hinter Glas, aber auch den Nachbau eines alten Krämerladens, fast wie beim kleinen Lord (7) und einen alten VW-Käfer. Der war in den Puddingfarben vanille und schoko lackiert und stand den Außendienstmitarbeitern in den 50er-Jahren zur Verfügung (8).

Zurück im unteren Stockwerk machten wir im Shop reichlich Beute. Ich kaufte mir u.a. drei Kochbücher (vegetarisch, vegan und Kartoffelsalate) und einen Mohnkuchen. Nach der obligatorischen Tasse Pudding aus dem Puddingwunder bekamen wir zum Abschied noch eine Tüte mit Geschenken: Eine Backmischung und einige weitere, schöne Details.

Wieder bei mir zu Hause machten wir erstmal einen Spaziergang mit Eddi. Anschließend gab es etwas Katzenfutter für ihn und noch einmal Tee mit Schneeflocken für uns. Dann fuhren Frau von Grün und Eddi heim.
Ich stellte noch einen Gabentisch mit meinen Dr.-Oetker-Sachen für ein Foto zusammen (9). Danach fütterte ich die verwirrten #ZweiHerren, die mit Hundebesuch so gar nicht gerechnet hatten. Was für ein schöner Tag!

Die Bildbeschreibungen der Collage sind in den Post eingeflochten. Man erkennt sie an den Ziffern 1-9 für die jeweiligen Fotos.