Laetare, „freue dich“, es ist Halbzeit! Deswegen ist die liturgische Farbe dieses Sonntags ursprünglich nicht violett, sondern rosa: Das Licht der Auferstehung beginnt beim Bergfest langsam in der Dunkelheit zu scheinen.

Der Sonntag Vormittag hatte mit dem letzten Tag der Fortbildung begonnen. Auch dieses Modul lohnte sich sehr, ich war ausgesprochen zufrieden. Im Anschluss machte ich auf der Rückfahrt einen Schlenker zum Hofbräuhaus im hiesigen Ratskeller, um mir von dort eine Sonntagsspeise mitzunehmen.
Ich entschied mich für gemischten Salat mit gezupftem Haxenfleisch, Brot und gesalzener Butter sowie Obadzda mit einer Brezel. Alles keine Zutaten, die in rot auf meiner Fastenliste stünden. Ich hatte einfach Appetit darauf. Außerdem wollte ich gebratene Haxe schon immer einmal probieren und suchte dafür nach einer kleinen Portion wie eben bei einem Salat. Das war im Nachhinein eine weise Entscheidung. Ich konnte an dieses Fleisch nicht herankommen und würde es nicht noch einmal bestellen. Anders beim Obazda. Den hatte ich lange nicht mehr gegessen. Wieder auf den Geschmack gebracht, gab es ihn in dieser Woche gleich öfter. Zugegeben nicht selbst gemacht, sondern im Supermarkt gekauft.
Seit einem Monat verzichte ich jetzt auf Alkohol, Fastfood und Knabbereien. Die Genervtheit vom Anfang ist längst verschwunden. Normalerweise faste ich in der protestantischen Gewissheit „von der Freiheit eines Christenmenschen“, der aus der Gnade lebt und sich das Heil nicht durch gute Werke verdienen muss. Theologisch gilt das natürlich uneingeschränkt, nur passte mein Lebenswandel im zweiten Coronawinter überhaupt nicht dazu.
Tag, Nacht, müde, wach, satt, hungrig – in der Lethargie war alles irgendwie gleich, mit der Betonung auf irgendwie. Es wurde also Zeit, sich daraus zu erheben. Die Einsicht in die Notwenigkeit machte das Fasten aber erstmal zur Pflicht und mich entsprechend bockig; der Bogen war ziemlich überspannt. Ich wäre darum ganz froh, wenn wir die Pandemie im nächsten Herbst schon weiter hinter uns gelassen hätten, denn unter Coronabedingungen bleibt Selbstdisziplin für mich nur die halbe Miete. Doch ich glaube nicht daran.

Apropos Winter: Am Freitag Morgen lag richtig viel Schnee, ich musste mein Auto fast ein bisschen ausgraben. Das war zwar angekündigt, haben hätte ich es trotzdem nicht müssen. Ich war nämlich mit meinem journalistischen Kollegen verabredet, um einen geistlichen Impuls für das online Angebot des Kirchenkreises zu drehen. Wir hatten uns ein Setting mit Auto ausgedacht und fuhren dafür ins überdachte Uniparkhaus, weil es immer noch schneite. Ich habe das Ergebnis noch nicht fertig gesehen und bin entsprechend gespannt. Der Kollege kann multimedial eine Menge Sachen, was mich ziemlich anfixt, sodass ich auf jeden Fall großen Spaß hatte.
Die Langfassung meines Impulses gibt es außerdem am Sonntag als analoge Predigt im Gottesdienst. Der findet trotz FreeDummDay vorerst weiterhin unter 3G statt. Ich hadere ja bisher eher damit, wie die Gemeinde mit Corona umgeht, aber dieses Mal habe ich mich wirklich gefreut.
Insgesamt war es also eine gute, ertragreiche Woche. Dazu fange ich langsam mit den Planungen für die Heiligen Tage an. Die Osterkerze, die ich mir bei Etsy ausgesucht hatte, wurde sogar schon Mitte letzter Woche geliefert.
Gestern und heute gab es außerdem Königsberger Klopse mit Vollkornreis. Wieder eine Mahlzeit, die ich seit Jahren nicht aß und zum ersten Mal selbst zubereitete, selbstverständlich ohne Sardellen. Und heute Abend ist endlich die fünfte Woche um.
Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht. Joh 12,24